Sonntag, 19. April 2009

Grün ist die Hoffnung

Neulich habe ich mir ein schickes, neues Auto gekauft. Gut gelaunt machte ich mich auf den Weg zur KFZ-Zulassungsstelle. Da ich keinen gesteigerten Wert auf eine besondere Nummernschildkombination legte, beschloss ich, das Geld für mein Wunschkennzeichen zu sparen, um es später zum Anstoßen mit meinen Kumpels in Astra anzulegen. Was für ein Fehler! Grinsend übergab mir der Mitarbeiter meine zwei Nummernschilder. Welch ein Schock: HH-SV 1887! Paralysiert versteckte ich mich hinter meiner dunklen Sonnenbrille und eilte auf dem kürzesten Weg nach Hause, um das verdammte Vehikel im tiefsten Winkel meiner Garage zu verstecken. Ich schwor mir, ab diesem Zeitpunkt nur noch mit dem Fahrrad zu fahren. Es kam, wie es an so einem Tag kommen musste. Auf dem Weg zur Kneipe touchierte mich ein aufgemotzter Ford Capri mit getönter Heckscheibe und „Hamburger Jungs“-Logo. Nach langer horizontaler Flugphase landete ich unsanft mit dem Gesicht auf dem harten Asphalt.
Zitternd und schweißgebadet blickte ich mich um. Es war dunkel und ich konnte meine Umwelt nur schemenhaft wahrnehmen. Allerdings lag ich weich.

Langsam schwante es mir, ich befand mich in meinem Bett und alles war nur ein böser Traum. Puuuuh, nochmal Glück gehabt!
Die Situation war recht befremdlich, da ich für gewöhnlich recht gut schlafe und mich in den seltensten Fällen am Morgen an meine Träume erinnern kann. Bis zum Beginn der nächsten Saison im August gibt es für uns St. Paulianer ja auch recht wenig zu träumen, Gott sei Dank nicht vom Klassenerhalt, aber eben leider auch nicht vom Aufstieg. Das ist insofern besonders schade, als da wir in den nächsten Spielen mit Nürnberg, Freiburg und Mainz echte Kracher vor der Brust haben. Da ist es schon ein wenig deprimierend, dass wir im finalen Aufstiegskampf über die Rolle des Züngleins an der Waage nicht mehr hinauskommen sollen.
Langsam aber wird mir klar, wo mein Albtraum herrührte. Ein ganz anderes Horrorszenario wird immer realer! Nach 22 Jahren besteht die akute Gefahr, dass mal wieder ein Titel in der Vorstadt landet. Unterbewusst beschäftige ich mich wohl doch intensiv damit, wie sich das Unheil im letzten Moment noch abwenden ließe.
Die Hoffnung ist Grün und liegt in Norddeutschland. Zugegeben, ich tue mich schwer, der Betriebssportmannschaft von VW die Daumen zu drücken. Dafür könnte heute Hannover die St. Ellinger auf dem Weg zur Meisterschaft zumindest ein wenig ausbremsen. Den größten Mut aber lässt mich die Heimatstadt von Esel, Hund, Katze und Hahn schöpfen. Werder kann den Blauen in weniger als drei Wochen viermal gehörig in die Suppe rotzen und somit im Nachhinein zumindest ein wenig für Ivan Klasnic zurückzahlen. Natürlich nicht mit Geld, sondern mit etwas viel Wertvollerem: Werder kann uns unsere Würde bewahren. Die Bremer können uns ein Spießrutenlaufen ersparen. Ich sehe schon, wie sich die Lobeshymnen auf den Titelseiten der Hamburger Boulevardblätter überschlagen, ich sehe freudetrunkene Vollproleten auf dem Kiez, ich sehe die hässliche Raute, die uns auch in unserem Viertel an jeder Ecke entgegen prangen wird und ich sehe die Kollegen, die mich dumm von der Seite zuquatschen. Liebe Bremer, reißt euch den Arsch auf, wir werden es euch auf ewig danken!


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