Donnerstag, 10. Februar 2011
Hoffentlich keine FAKTen
Gastartikel von Schuller
ollis-tresen-thesen, 01:32h
Eigentlich ist meine Grundstimmung durchweg positiv. Wir sind in der Hinrunde in keinem Spiel, auch nicht bei den deutlichen Niederlagen, wirklich haushoch unterlegen gewesen und spielen in der Liga flott mit. In der Rückrunde sind wir noch ohne Niederlage. Sogar die ersten Sonnenstrahlen nach dem kuriosen Derbyausfall kommen durch und man verbucht die Absage unter ärgerlich, aber nicht existenzbedrohend. Mit dem ersten über 90 Minuten wirklich überzeugenden Erstligaspiel im Rücken gehen wir in das Abstiegsduell gegen angeschlagene Gladbacher, und ich habe nicht den Eindruck, dass wir uns noch richtig tief in der Abstiegsregion festsetzen werden. Neben dem Platz wehrt sich die treue Fanschar zumindest teilerfolgreich gegen zunehmend mainstream-taugliches Eventspektakel.
An sich eine bislang rundum positive Erstligasaison.Da fragt man sich als Leid erprobter Langzeitanhänger unseres Stadtteilvereins schon seit längerem, was die Wundertüte FC St. Pauli wohl noch in petto hätte, um einem die Saison gründlich und nachhaltig zu verhageln.
Montagabend schaute ich nichtsahnend ein Polit-Magazin in der ARD und – Rums! Mitten zwischen die Augen. Zusammenfassend ist auf der Website ist folgendes zu lesen:
„Nach Recherchen von FAKT hat einer der Hauptverdächtigen auch Spieler der aktuellen Erstliga-Mannschaft des FC St. Pauli der Spielmanipulation bezichtigt. Demnach nannte Marijo C. bei seiner Vernehmung die Namen von insgesamt sechs ehemaligen und aktuellen St.-Pauli-Profis.“
Sollte da was dran sein, wäre das durchaus eine Nachricht, die uns den Klassenerhalt und noch einiges mehr kosten könnte. Zudem wäre dann auch mein Grundvertrauen in Verein und Fußballsport endgültig schwer erschüttert.
Mir kommen da spontan zwei Gedanken: Wann fordert endlich der erste einen Mindestlohn für Fußballprofis und warum hat eigentlich das strategische Hin- und Hergebolze einer luftbefüllten Kunststoffkugel in meinem Leben einen derart hohen Stellenwert, vor allem, wenn man von einigen Hauptakteuren derart verarscht wird?
Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass der Wettskandal bei unserem FC mal zum Thema werden könnte. Andererseits: je geringer das Spielergehalt, desto größer die Versuchung…
Hat vielleicht in Asien jemand vor dem letzten Spieltag auf zwei Aufholjagden nach 0:2 in der Bundesliga und auf eine nach 0:4 sowie die erste Saisonniederlage des Tabellenführers beim Letzten in der Premier-League gesetzt? Derbyabsage in Hamburg als Zusatzzahl? Fast alles kann anscheinend heute gekauft werden. Man beginnt ernsthaft am Fußballsport und seiner eigenen irrationalen Begeisterung dafür zu zweifeln.
Über die Skandalverstrickungen der Herren Schnitzler und Biermann habe ich noch ein wenig großzügig hinweggesehen, da der eine offensichtlich nicht und der andere wohl auch nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte und beide sportlich nicht wirklich relevant für den FC St. Pauli waren.
Sieht man sich aber z.B. die Mannschaftsaufstellung des neu unter Verdacht geratenen Spiels beim FCK an, wer sie nicht mehr im Kopf hat schaue hier, streicht alle Ehemaligen und Teilzeitbeamte, stößt man auf einen erlauchten Kreis von immerhin noch sieben potentiell Verdächtigen, die damals wie heute ihr Brot beim FC verdienten und am 4. Spieltag mal eben so ein Spiel abgeschenkt haben könnten um sich das schmale Gehalt aufzubessern.
Medienrummel, Gerüchte, Verdächtigungen, Beschuldigungen. Unruhe, die am Ende zu Unkonzentriertheit auf dem Platz führt und entscheidende Punkte kostet. Ganz zu schweigen vom Imageverlust des sympathischen Underdogs, bei dem die Spieler zur Not auch umsonst auflaufen würden, nur um sich das braun-weiße Trikot überstreifen zu dürfen. Der über jeglichen Zweifel an Integrität erhabene FC St. Pauli! (Olli: Auf den Imageverlust scheiße ich!)
Die Pressekonferenz von Dienstag war meiner Ansicht nach eine gute, emotionale Reaktion zum richtigen Zeitpunkt. Der Verdacht bleibt jedoch erstmal im Raum und es wird sicherlich nicht leicht, das alles komplett zu verdrängen. Ich hoffe inständig, dass alle Spieler des aktuellen Kaders sauber sind! Im Gegensatz zum VfL Osnabrück sind wir ja auch auf- und nicht abgestiegen – und Samstag schießen wir Gladbach aus der Hose!
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Mittwoch, 5. Januar 2011
Ein neues Stadion
für 270 Minuten
Gastartikel von OTT-Westkorrespondent Hinz
ollis-tresen-thesen, 19:53h
Wie viele Jahre, wie viele Saisons hat es gedauert bis endlich die Bagger am Millerntor anrollten? Gefühlt war der Stadion-Umbau schon immer ein Thema seit ich ein Braun-Weißer bin. Erst hatte "Papa Heinz" die tollsten Pläne in der Schublade, dann scheiterte eine Finanzierung nach der anderen, dann entschied man sich für sie Salami-Taktik - eine Tribüne nach der anderen.
Ganz anders läuft's hier am Rhein bei der Fortuna aus Düsseldorf. Während unser FC St.Pauli am Wochenende in der supermodernen Esprit-Arena beim sogenannten "Stadtwerke Düsseldorf Wintercup" gegen Gladbach, Lautern und die Gastgeber kickt - wahrscheinlich bei geschlossenem Dach -, wird nebenan mal eben ein komplett neues Stadion gebaut. Für 270 Minuten Fußball.Wie das kommt? Nach dem Lena Meyer-Landrut die Deutschen mit ihrem Liedchen "Satellite" mit dem ersten Sieg seit 1982 beim Eurovision Song Contest beglückte, war es Düsseldorf, das die Titelverteidigung (unter anderem gegen Hamburg) an Land zog. Angeblich ein Millionengeschäft. Doch für die Fortuna ist in diesem Spiel kein Platz. Der Fußball wird für Wochen aus der Esprit-Arena ausgeschlossen, der Rasen für die Schlager aus 43 Länder abgedeckt. Dumm nur, dass die Fortuna eigentlich noch drei Heimspiele in der zweiten Liga zu bestreiten hat.
Kein Problem für eine reiches Nest wie Düsseldorf (schuldenfrei). Man baut sich halt einfach ein neues Stadion.
Gleich neben der großen Arena wird auf den Trainingsplätzen ein Behelfsstadion für rund 20.000 Zuschauer aufgestellt. Schon im März soll die Bauabnahme sein. Das ganze Bauwerk wird sicherlich ganz deutlich an die Tribünen an der Gegengeraden und Nordkurve erinnern. Und schnell nach dem Song-Contest-Finale wieder verschwinden. Zu Beginn der Ausweichplanung war übrigens eine viel chamantere Lösung erste Wahl. Das Traditionsstadion "Paul Janes" im Arbeiterstadtteil Flingern sollte für die drei Spiele modernisiert werden. Doch aus Sicherheitsgründen, unklare Anreise der Fans, zu wenig Parkplätze, wurden die angeblich 500 Millionen teuren Pläne für 17.000 Zuschauer wieder verworfen.
Was das 270-Minuten-Stadion kosten soll, ist unbekannt. Für die drei Spiele sucht man noch nach einem Sponsor. Aber auch dabei wird man sicherlich schneller sein als am Millerntor.
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Donnerstag, 16. Dezember 2010
Gute Omen, keine Punkte – ein Tag in Bayern
Gastartikel von Dirty Dietz
ollis-tresen-thesen, 19:31h
Wer hätte gedacht, dass ich Nordlicht mal in Bayern landen würde? Na gut, Franken, um genau zu sein – und das nehmen die Menschen hier (zu Recht) sehr genau. Tatsächlich lebt es sich im Landstrich der Erstligaaufstiege (Nürnberg ’95 ; Fürth ’10) gar nicht mal so schlecht. Außerdem gibt es reichlich Südvereine in der ersten Bundesliga, und das bietet Gelegenheit, das eine oder andere Auswärtsspiel des ruhmreichen FC St. Pauli anzuschauen. Nun sollte es also zu den Bayern gehen. Und das war so:
06:45 Uhr
Eigentlich wollte ich noch eine Stunde schlafen, aber meine Tochter hat etwas dagegen. Aus kurzer Entfernung ertönt lautes Schmatzen und ab und zu ein Grunzen, das mich irgendwie an mich selbst vor dem ersten Bier erinnert. Auch bei Luise ist es ein untrügliches Zeichen für: DURST. Na gut, dann also gemeinsames aufstehen und statt eines richtigen Frühstücks Milchkaffee für mich und Babymilch für Luise. Braun und weiß – wenn das man kein gutes Omen ist!
08:30 Uhr
Mache mich auf den Weg zum Bahnhof. Überraschung: Straßenbahn fährt trotz Schneedecke. Komme tatsächlich um einiges zu früh am Regionalexpress Richtung München an. Das ist auch gut so, denn er ist schon 15 Minuten vor Abfahrt rappelvoll, was einige ältere Herrschaften auf dem Weg zum Weihnachtsshopping sichtlich irritiert. Mir bestätigt die große Zahl an Riberys, Schweinsteigers usw. nur, dass wohl tatsächlich die wenigsten Bayern-Fans aus München kommen...
11:00 Uhr
Ankunft München Hauptbahnhof. Mein iPod steht auf Shuffle und was ertönt, als wir in den Bahnhof einfahren? Die Glocken von Hells Bells. Nun kann doch wirklich nichts mehr schief gehen!
12:00 Uhr
Treffen mit meinem alten Kumpel Thoddy und seinen Kumpels vom Fanclub Hafenklang im Andechser am Dom. Weißwurst mit süßem Senf: braun-weiß – wer sagt’s denn?!
14:15 Uhr
Stapfen von der U-Bahn dem Ding entgegen – weißer Schnee und brauner Matsch wohin man schaut. München hatte ich mir schöner vorgestellt. Aber die Farben sprechen für uns.
14:45 Uhr
Wir sind ganz oben angekommen. Im Stadion. Was ist das da unten? Ach, die Spieler. Das Wetter ist mies und unterscheidet sich damit deutlich von den Schönwetterpartien gegen die 60er. Da waren die Spiele immer fürchterlich – das heißt also...
14:55 Uhr
Ohrenschmerzen. Muss an der „Stadionmusik“ liegen. Unglaublich, aber vermutlich zielgruppenadäquat oder wie das heißt… Schnell wieder raus, Bier holen. Aber zunächst unter starkem Zittern Bayern-Bezahl-Karte kaufen. Danach ab in die Schlange. Ein Bier – na gut, sagen wir vier. Die anderen sollen ja auch nicht leben wie die Hunde.
15:15 Uhr
Man hält mich am Eingang zu den Plätzen auf. Mit Bier kein Eintritt. Man könnte ja auf die Idee kommen, das Zeug auf die Bayern-Fans in der unteren Etage zu schütten. Bin mir mit dem Ordner einig, dass das ein Skandal sei (nur aus unterschiedlichen Gründen). Überlege kurz, wie die Chancen stehen, die vier Bier noch entspannt vor dem Anpfiff zu trinken. Entscheide mich für eins und verkaufe die drei anderen meistbietend an die zahlreichen Bayern-Bezahlkarten-Verweigerer. Die Zahlungsbereitschaft ist erstaunlich. Habe damit die Eintrittskarte wieder raus. Überlege, ob das ein Geschäftsmodell mit Zukunft wäre.
15:30 Uhr
Anpfiff
15:48 Uhr
Altintop. Den muß man ja nicht angreifen. Ist wirklich nicht nötig. Oder vielleicht doch? Zu spät. Verdammt!
16:15 Uhr
Halbzeit. Sieht eigentlich ganz ordentlich aus. Wir spielen munter mit.
Trotzdem zwei altkluge Hinweise von meiner Seite
Trotzdem zwei altkluge Hinweise von meiner Seite
1. Auch mal einen rein machen, ist nicht verboten.Kurzzeitgedächtnis funktioniert noch: kein Bier gekauft.
2. Schnell abspielen ist prima, aber hat Stani noch nicht erklärt, dass es auch darauf ankommt, wohin der Ball gespielt wird? Leider sind 80 Prozent aller hart erkämpften Bälle nach vier Sekunden wieder beim Gegner.
16:30 Uhr
Anpfiff zweite Halbzeit. Wenn einem in Hamburg etwas schmeckt, sagt man so was wie „Kann man essen“. Auf den Fußball übertragen heißt das in etwa „Hab schon Schlechteres gesehen“. Sieht also immer noch ganz gut aus. Spielen munter mit. Altkluge Hinweise gelten aber leider noch immer.
16:56 Uhr
Herr Rafati pfeift Elfmeter und gibt Kessler auch noch rot. Wieso eigentlich? Tippe auf 15 Spiele Sperre. Hain sitzt anscheinend gerade auf dem Topf oder muß noch die Badelatschen gegen Buffer tauschen. Das Warten macht Lahm leider gar nicht nervös. 2:0.
16:58 Uhr
Babak Rafati wertet die Extremität, die rechts aus Tymoshchuks Schulter hängt, als Fuß und verweigert den Elfer. Also, ich war nur knapp zwei Kilometer Luftlinie weg, aber…
Naja, vielleicht wollte Rafati uns nur die Peinlichkeit ersparen, auch den Elfer zu verballern. Schließlich waren mit Zambrano, Thorandt und Tiffert die letzten drei Torschützen allesamt nicht auf dem Platz...
Hm, damit war’s das dann in jedem Fall.
Naja, vielleicht wollte Rafati uns nur die Peinlichkeit ersparen, auch den Elfer zu verballern. Schließlich waren mit Zambrano, Thorandt und Tiffert die letzten drei Torschützen allesamt nicht auf dem Platz...
Hm, damit war’s das dann in jedem Fall.
17:20 Uhr
Schweinsteiger gibt seinen Wechsel ans Millerntor bekannt, aber das geht leider im Pfeifkonzert meiner Nebenleute unter.
19:00 Uhr
Sitze wieder in der Bahn nach Nürnberg. Im Frankenland ist es für den St. Pauli-Fan an sich doch am schönsten. Wir sehen uns auf drei Punkte im März 2011!
Dirty Dietz
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Dienstag, 26. Oktober 2010
Der Marsch auf das Neckarstadion
Gastartikel von Fuis Ligo
ollis-tresen-thesen, 22:36h
Prolog
Ich hatte ein Gelübde abgelegt, letzte Saison in der Winterpause: Ich will mir nicht mehr mein Haupthaar scheren, bis wir wieder in der ersten Bundesliga spielen. Das hatte ich im Winter 2006 schon mal zu Regionalligazeiten getan, da hatte es funktioniert. So saß ich denn als Matten-Joe auf der Tribüne in Fürth und in der 37. Minute gingen die Kleeblätter in Führung. Da begriff ich: für die Bundesliga musst du dem Fußballgott etwas mehr anbieten als nur die Wolle auf deinem Kopf und so schickte ich ein Stoßgebet gegen Rasen. „Wenn das hier heute glatt geht, dann gehe ich zu Fuß zu einem Auswärtsspiel in der 1. Liga!!!“ Der Fußballgott war uns gewogen. Und so war es an mir, mein Gelübde einzulösen.
Tja, lieber Fußballgott, vielleicht hast du uns gestern das Spiel verlieren lassen, weil du gemerkt hast, dass ich dich ein wenig verarscht habe. Ein Spiel des magischen FC in Stuttgart ist nämlich auch ein Auswärtsspiel und meine Wohnung und das Neckarstadion liegen nun mal nur knappe 30 Minuten Fußmarsch auseinander. Ein perfektes Szenario: das Spiel an einem Sonntag, wo ich nicht arbeiten muss und das Ganze vor allem zwei Wochen vor meinem feststehenden Abschied aus dem Schwabenland.
Ein Großteil der lustigen Querulanten und der anderen Begleiter aus der Fürth-Fahrt erklärten sich bereit, mich nicht nur moralisch zu unterstützen.
Auch der Süden hat inzwischen eine relativ große St. Pauli Sympathisanten Community, die zum Teil aus Zugereisten besteht, zum Teil aus Menschen, die mal in Hamburg gelebt haben und vielen, denen einfach der Verein und sein Image oder die Attitüde der Fans gefällt. Letzte finden vor allem bei den Exil-Supporters ihre Heimat hier in Stuttgart oder sind halt gar nicht organisiert. Das Tragen eines Totenkopf-Puzenpullis gilt auch hier in gewissen Kreisen als chic, ohne dass man zwingend wissen muss, was eigentlich das Millerntor ist.
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Tja, lieber Fußballgott, vielleicht hast du uns gestern das Spiel verlieren lassen, weil du gemerkt hast, dass ich dich ein wenig verarscht habe. Ein Spiel des magischen FC in Stuttgart ist nämlich auch ein Auswärtsspiel und meine Wohnung und das Neckarstadion liegen nun mal nur knappe 30 Minuten Fußmarsch auseinander. Ein perfektes Szenario: das Spiel an einem Sonntag, wo ich nicht arbeiten muss und das Ganze vor allem zwei Wochen vor meinem feststehenden Abschied aus dem Schwabenland.
Ein Großteil der lustigen Querulanten und der anderen Begleiter aus der Fürth-Fahrt erklärten sich bereit, mich nicht nur moralisch zu unterstützen.
Auch der Süden hat inzwischen eine relativ große St. Pauli Sympathisanten Community, die zum Teil aus Zugereisten besteht, zum Teil aus Menschen, die mal in Hamburg gelebt haben und vielen, denen einfach der Verein und sein Image oder die Attitüde der Fans gefällt. Letzte finden vor allem bei den Exil-Supporters ihre Heimat hier in Stuttgart oder sind halt gar nicht organisiert. Das Tragen eines Totenkopf-Puzenpullis gilt auch hier in gewissen Kreisen als chic, ohne dass man zwingend wissen muss, was eigentlich das Millerntor ist.
Der Sonnabend Abend
Irgendwie hatten wir es noch nicht geschafft, offiziell die Gründung unseres OSP-Fanclubs „die lustigen Querulanten“ zu zelebrieren, das war ein guter Anlass, das nachzuholen. Leider war unsere Gruppe durch eine scheinbar bundesweit grassierende Erkältungswelle dezimiert, aber die wichtigsten Gründungsmitglieder waren doch zugegen; Reisegruppe Hamburg hatte sogar das Glück, mit der Mannschaft unseres magischen FC den Flieger geteilt zu haben. So konnten wir dann die erste offizielle Sitzung unseres Fanclubs abhalten und den folgenden Tag planen. Das ganze war eine sehr sachliche Runde mit diversen Workshops, u.a.: „dänische Hot Dogs basteln für Schwaben“ – „ist Kiel die hässlichste Stadt Schleswig Holsteins“ und der „süddeutsches und norddeutsches Biervergleichs-Workshop.“
Sonntag Mittag – 13:45
Ich hatte alle Gruppen und Gruppierungen eingeladen, am Marsch zur Erfüllung meines Gelübdes teilzunehmen, was leider nicht auf so ganz große Gegenliebe stieß.
Die Exilanten trafen sich in unserer Stammkneipe und wollten von da aus direkt zum Stadion. Reisegruppe II aus Hamburg, die ich am Bahnhof abholte, hatte sich einen Tisch im Paulaner reserviert und wollte ebenfalls direkt anreisen. So blieb nur der Inner Circle – statt 100 halt nur knapp 25, schade an sich. Aber meinen Respekt für die schöne Schablonen Bastelarbeit des Kosmos:
Die Exilanten trafen sich in unserer Stammkneipe und wollten von da aus direkt zum Stadion. Reisegruppe II aus Hamburg, die ich am Bahnhof abholte, hatte sich einen Tisch im Paulaner reserviert und wollte ebenfalls direkt anreisen. So blieb nur der Inner Circle – statt 100 halt nur knapp 25, schade an sich. Aber meinen Respekt für die schöne Schablonen Bastelarbeit des Kosmos:
STUTTGART 1:2 STATT 21
Ich hatte zwei Arbeitskollegen von mir Karten besorgt, von denen einer noch nie bei einem Spiel des FC St. Pauli gewesen war – wir hatten verabredet, uns an der „Wendeplatte“ zu treffen, um dann zu unserem ersten Zwischenstop zu marschieren. Die Wagenburgstraße ist das verkehrstechnische Nadelöhr des Stuttgarter Ostens.
Die einen kamen mit der 42, die anderen mit der 40 – passte; dann die Talstraße hinunter mit Blick auf den Gaskessel und das Stadion bis zur Halte, wo schon zwei Kästen Astra Rotlicht auf uns warteten. Gut, mehr hätten wir wahrscheinlich auch nicht sein dürfen, sonst hätte die Statik des Raucherbalkons kapituliert. Astra-Rotlicht und Böklunder Würstchen ließen echte Heimatatmosphäre aufkommen.
Vor allem mein einer Arbeitskollege, im „normalen Leben“ Anhänger des Südsterns, war erstaunt über die entspannte Stimmung unserer Gruppe aus Stuttgartern, Nürnberger, Kielern, Hamburgern und Schaffhausenern, die sich alle irgendwann mal über den kleinen Stadtteilverein kennen gelernt hatten. Irgendwann brachen wir dann unsere Zelte ab, um uns zum Stadion aufzumachen.
Die einen kamen mit der 42, die anderen mit der 40 – passte; dann die Talstraße hinunter mit Blick auf den Gaskessel und das Stadion bis zur Halte, wo schon zwei Kästen Astra Rotlicht auf uns warteten. Gut, mehr hätten wir wahrscheinlich auch nicht sein dürfen, sonst hätte die Statik des Raucherbalkons kapituliert. Astra-Rotlicht und Böklunder Würstchen ließen echte Heimatatmosphäre aufkommen.
Vor allem mein einer Arbeitskollege, im „normalen Leben“ Anhänger des Südsterns, war erstaunt über die entspannte Stimmung unserer Gruppe aus Stuttgartern, Nürnberger, Kielern, Hamburgern und Schaffhausenern, die sich alle irgendwann mal über den kleinen Stadtteilverein kennen gelernt hatten. Irgendwann brachen wir dann unsere Zelte ab, um uns zum Stadion aufzumachen.
Sonntag Nachmittag – 15:30
Sammeln vor dem Haus, während sich einige bei der Tankstelle nebenan noch mit diversen Genussmitteln eindeckten und die anderen sich schon mal warm sangen.
„Äh, wohnen sie alle hier?“, fragte uns irritiert ein Bewohner des Mietshauses, vor dem wir uns sammelten und wackelte sichtlich erleichtert von dannen, als wir das verneinten. So viel Sangesfreude wäre dann doch wohl zu viel für die Hausgemeinschaft gewesen, wie wir sie an den Tag legten. Unter altbekannten Schlachtgesängen wie dem „wir kommen aus dem Norden...“ zogen wir zum Schlachthof, die nächsten einsammeln. Meine Einladung, sich da zu treffen, wurde leider auch ignoriert, nur eine Gruppe aus Kaufbeuren, die in der Nähe ihre Autos geparkt hatte, schloss sich unserem Marsch an. Inzwischen tauchten auch die ersten Anhänger des „Vereins für Bahnhofsbau“ auf, so wie man sie kennt...schweigend. Was für ein komisches Völkchen. Die guckten uns irritiert an wie Peter Ustinov als Nero in Quo Vadis die Christen: „sie singen...warum singen die???“ Vor allem unser Gesang: „ihr seid nur ein Bahnhofsbauverein“ irritierte die Massen und brachte uns einige Schmährufe ein – ob das nun pro oder contra s21er waren...keine Ahnung. Auf der Brücke über der Suppe, die die hier Fluss nennen (also, das soll angeblich sowas sein wie die Elbe auch), konnte ich nicht anders, als das Badnerlied zu zitieren:
„Äh, wohnen sie alle hier?“, fragte uns irritiert ein Bewohner des Mietshauses, vor dem wir uns sammelten und wackelte sichtlich erleichtert von dannen, als wir das verneinten. So viel Sangesfreude wäre dann doch wohl zu viel für die Hausgemeinschaft gewesen, wie wir sie an den Tag legten. Unter altbekannten Schlachtgesängen wie dem „wir kommen aus dem Norden...“ zogen wir zum Schlachthof, die nächsten einsammeln. Meine Einladung, sich da zu treffen, wurde leider auch ignoriert, nur eine Gruppe aus Kaufbeuren, die in der Nähe ihre Autos geparkt hatte, schloss sich unserem Marsch an. Inzwischen tauchten auch die ersten Anhänger des „Vereins für Bahnhofsbau“ auf, so wie man sie kennt...schweigend. Was für ein komisches Völkchen. Die guckten uns irritiert an wie Peter Ustinov als Nero in Quo Vadis die Christen: „sie singen...warum singen die???“ Vor allem unser Gesang: „ihr seid nur ein Bahnhofsbauverein“ irritierte die Massen und brachte uns einige Schmährufe ein – ob das nun pro oder contra s21er waren...keine Ahnung. Auf der Brücke über der Suppe, die die hier Fluss nennen (also, das soll angeblich sowas sein wie die Elbe auch), konnte ich nicht anders, als das Badnerlied zu zitieren:
“Bei Konstanz ist der Rhein noch blau
Bei Mannheim wird er grau
Da fließt hinzu der Neckar
Die alte Schwabensau“
Bei Mannheim wird er grau
Da fließt hinzu der Neckar
Die alte Schwabensau“
Neckarpark – 16:00
Jetzt wurde es kompliziert; einige unsere Mitmarschierenden wollten noch Bekannte beim PSV (Polizeisportverein) treffen, die anderen wollten direkt zum Block und da stellte sich noch die Frage, wie kommen wir denn überhaupt zum Block. Tja, plötzlich war die eine Hälfte unserer Truppe weg, denn die, die auf der linken Straßenseite liefen, wurden plötzlich links um die Hufeisenarena herum geleitet und der Rest lief dann weiter, den bekannten Weg zur Untertürkheimer Kurve. Tja, leider war der bekannte Weg für Gästefans gesperrt...oder überhaupt für alle??? Schulligung, liebe Spätzleschaber, eure Informationspolitik, wer wo längs laufen sollte, war unterirdisch. Aber gut, das haltet ihr mit Bahnhofsbauten auch nicht anders. Da wird ja auch erst alles „demokratisch legitimiert“ und dann kommt raus, dass das alles so nicht klappt, wie ihr euch das vorgestellt habt, aber wird dann doch durchgeprügelt. Und warum man unbedingt einen Kellerbahnhof braucht, um schnell nach Paris oder Bratislava zu kommen, erschließt sich mir auch so spontan nicht. Ach so, weil ihr ja beim Verein für Bahnhofsbau nun nach dem Sieg gegen uns eine fulminante Aufholjagd startet, nächste Saison wieder europäisch spielt und der Gegner da St. Germain oder Slovan heißen könnte...oder vielleicht 2021? Da wäre dann noch zu überlegen, wie man vielleicht die Trasse Kopenhagen-Barcelona oder Kiew-Manchester plant. Aber nur mal so nebenbei...für die lahmen Säcke, die ihr als sogenannte Fans habt, da reicht doch wirklich auch ein Sackbahnhof, oder???
Meine lustigen „Oben bleiben – FC St. Pauli“ Buttons fanden auf jeden Fall reichlichen Zuspruch – die Button Industrie hat in Stuttgart momentan ohnehin reichlich zu tun. Sogar einen „Stuttgart 18 – oben bleiben“ (18 = Tabellenplatz des VfB vor dem Spiel) Button gibt es in zwischen. Naja, hat ja vielleicht geholfen.
Jedenfalls durften wir durch halb Untertürkheim marschieren, um zu unserem Block zu kommen, was meinen Marsch denn noch verlängerte. Wenn ich denn dem Verein für Bahnhofsbau irgendein Lob zollen möchte, dann dass das zum einen kein Sicherheitsspiel war, denn Dinkelacker ohne Alkohol ist noch schlimmer als die Plörre ohnehin, und zum anderen, dass der Einzug ins Stadion relativ zügig vonstatten ging.
Meine lustigen „Oben bleiben – FC St. Pauli“ Buttons fanden auf jeden Fall reichlichen Zuspruch – die Button Industrie hat in Stuttgart momentan ohnehin reichlich zu tun. Sogar einen „Stuttgart 18 – oben bleiben“ (18 = Tabellenplatz des VfB vor dem Spiel) Button gibt es in zwischen. Naja, hat ja vielleicht geholfen.
Jedenfalls durften wir durch halb Untertürkheim marschieren, um zu unserem Block zu kommen, was meinen Marsch denn noch verlängerte. Wenn ich denn dem Verein für Bahnhofsbau irgendein Lob zollen möchte, dann dass das zum einen kein Sicherheitsspiel war, denn Dinkelacker ohne Alkohol ist noch schlimmer als die Plörre ohnehin, und zum anderen, dass der Einzug ins Stadion relativ zügig vonstatten ging.
Hufeisenarena – 17:00
Tja, das war’s dann...der unspektakuläre Marsch auf das Neckarstadion (oder wie heißt die Schüssel inzwischen?)...unspektakulär wie auch das Spiel; wie auch beim Marsch, ob vorher oder nachher, wir waren besser, lauter, schöner sowieso. Die Anhänger der Bahnhofsbauer können eh nix anderes als VAUEFFBEH oder STUDDGADD..oder...super originell: VAUEFFBEESTUTTGAAADDD. Hat irgendjemand im Fernsehen die Stuttgarter gehört??? Wie sagte der Sky-Kommentator: „Die Stimmung hier ist nicht überragend; die Stuttgarter trauen dem Braten noch nicht so recht“ – nein, so ist das hier immer. Zu Beginn der 2. Halbzeit ist das Stadion noch halbleer, weil alle noch bei ihren Schnittchen sind. Die Niederlage war an sich unnötig wie ein Kropf...vielleicht war die Hufeisensituation etwas zu viel für unsere Jungs, zwei Halbzeiten lang auf die leere Kurve zu spielen. Na gut...so endet denn mein Schwabenland-Aufenthalt mit einer Niederlage für den magischen FC. Das Auswärtsspiel gegen Schlacke 04 wird mein Abschied aus der Sakristei sein. Ach ja...für den Klassenerhalt muss ich mir vielleicht noch was Neues einfallen lassen; vielleicht reicht da ja ein Marsch zur Mülle.
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Donnerstag, 23. September 2010
Englische Woche
Gastartikel von OTT-Westkorrespondent Hinz
ollis-tresen-thesen, 22:33h
Puh, endlich ist sie vorbei! Sie bedeutet ordentlich Stress: lange Autofahrten, reichlich Bierkonsum, heisere Stimme - und daheim schaut die Partnerin auch nicht gerade glücklich drein. Ach, und die eigenen Kinder tauscht man vorrübergehend gegen elf junge Fußballer in braunen Jerseys ein. Es war englische Woche.
Doch die Tendenz kann sich sehen lassen: Nach der überflüssigen Pleite in Köln und der verpassten Chance zur Unsterblichkeit gegen unsere Freunde aus Stellingen gab's in Gladbach den verdienten Dreier. Wie schön – nahm der Abend doch zwischenzeitlich einen ganz anderen Verlauf.
Die tiefe Verunsicherung der Gladbacher spürten ich und die anderen Braun-Weißen schon auf der Hinfahrt. "Der Frontzek muss weg" oder "So steigen wir ab" waren die häufigsten Wortwechsel in der Regionalbahn auf dem Weg zum Borussen-Park. Und das einzige, was die Fohlen-Fans erwarteten, war der bedingungslose Kampf ihrer Mannschaft - bei offenem Spielausgang.
Nur der erste Punkt bewahrheitete sich allerdings - bis wir mit unserer Querpassstrategie Mitte der ersten Halbzeit die Gladbacher versuchten aufzubauen. Plötzlich waren wir auf der Verliererstraße, aber das habt ihr ja gesehen. Zum Glück haben wir den Sportkameraden Gerald Asamoah, der dem Treiben mit seinem Abstauber ein Ende setzte. Die Stimmung passte, und die Gesichter der Gegner wurden immer länger.
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Doch die Tendenz kann sich sehen lassen: Nach der überflüssigen Pleite in Köln und der verpassten Chance zur Unsterblichkeit gegen unsere Freunde aus Stellingen gab's in Gladbach den verdienten Dreier. Wie schön – nahm der Abend doch zwischenzeitlich einen ganz anderen Verlauf.
Die tiefe Verunsicherung der Gladbacher spürten ich und die anderen Braun-Weißen schon auf der Hinfahrt. "Der Frontzek muss weg" oder "So steigen wir ab" waren die häufigsten Wortwechsel in der Regionalbahn auf dem Weg zum Borussen-Park. Und das einzige, was die Fohlen-Fans erwarteten, war der bedingungslose Kampf ihrer Mannschaft - bei offenem Spielausgang.
Nur der erste Punkt bewahrheitete sich allerdings - bis wir mit unserer Querpassstrategie Mitte der ersten Halbzeit die Gladbacher versuchten aufzubauen. Plötzlich waren wir auf der Verliererstraße, aber das habt ihr ja gesehen. Zum Glück haben wir den Sportkameraden Gerald Asamoah, der dem Treiben mit seinem Abstauber ein Ende setzte. Die Stimmung passte, und die Gesichter der Gegner wurden immer länger.
Und so hatte die englische Woche doch ihr gutes Ende - mal abgesehen von der Rückfahrtorgie unterwegs im falschen Shuttlebus rund um Mönchengladbach - und damit steigt auch schon jetzt wieder die Vorfreude auf die kommende.
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Samstag, 30. Januar 2010
ollis-tresen-thesen, 15:48h
Schon wieder ein Dreier! Ich weiß nicht genau, ob ich eine solche Serie in meinen braun-weißen Zeiten schon einmal erlebt habe, aber langsam wird’s unheimlich.
In den vergangenen fünf Spielen, die ich mir am Niederrhein angeschaut habe, haben unsere Jungs 15 Punkte eingespielt. Doch woher kommt nur dieser Erfolg? Habe ich einen Glücksbringer?
Dass das Maskottchen der Zebras, frei nach Bernhard Dietz auf den Namen „Ennatz“ getauft, keinen Erfolg bringt, hat sich erst gestern Abend wieder gezeigt. Und auch „Hennes der x-te“, der Geißbock unserer Freunde aus der Nachbarstadt Köln, nimmt wohl eher die eigenen Reihen anstatt den Gegner auf die Hörner. Zuletzt gibt‘s da natürlich auch noch einen Dino, der versucht, die Schiedsrichter bei Spielen eines Hamburger Vorstadtvereins im eigenen Sinnen zu beeinflussen. (Wissen die Offiziellen im Volkspark eigentlich, dass diese Gattung einst ausgestorben ist?)
Nein, bei St. Pauli hopst glücklicherweise keine so traurige Gestalt in der Halbzeitpause über den Rasen und animiert uns auf den Rängen. Ich habe da einen ganz anderen Verdacht: Mein Glücksbringer heißt Sascha.
Sascha ist gerade in die 40ger gekommen, knapp 1,90 groß und sieht gut aus. (Olli: ???) Obwohl er eigentlich eher mit den Fohlen und Fortunen sympathisiert, ist er immer dabei. Und das ist auch gut so: Wenn ich mit ihm unterwegs bin, regnet‘s Punkte und Tore. Man könnte neidisch werden. Welcher angehende St. Pauli-Fan kann schon für sich reklamieren, mit weißer Weste dazustehen? Ist Sascha dabei, gibt‘s immer die volle Punktzahl. So wie halt gestern Abend.
Dass es der Beginn einer wunderbare Freundschaft (mit St. Pauli) ist, scheint auch Sascha so zu sehen. Während wir mit ein paar Alt (Olli: Sowas ähnliches, wie Bier!) auf der Ratinger - das ist in der Düsseldorfer Altstadt - auf unseren Sieg anstießen, legte er ganz demonstrativ seine Eintrittskarte auf den Stehtisch. Da wurden die Gesichter der drei Fortuna-Fans, die versuchten mit einem ganzen Fass die Koblenz-Pleite zu verdrängen, neben uns noch länger.
Damit das so bleibt, hab ich für uns schon einmal Tickets für St. Paulis Auswärtsspiel in der Esprit-Arena gesichert. Dort wird Sascha dann wieder neben mir stehen.
In den vergangenen fünf Spielen, die ich mir am Niederrhein angeschaut habe, haben unsere Jungs 15 Punkte eingespielt. Doch woher kommt nur dieser Erfolg? Habe ich einen Glücksbringer?
Dass das Maskottchen der Zebras, frei nach Bernhard Dietz auf den Namen „Ennatz“ getauft, keinen Erfolg bringt, hat sich erst gestern Abend wieder gezeigt. Und auch „Hennes der x-te“, der Geißbock unserer Freunde aus der Nachbarstadt Köln, nimmt wohl eher die eigenen Reihen anstatt den Gegner auf die Hörner. Zuletzt gibt‘s da natürlich auch noch einen Dino, der versucht, die Schiedsrichter bei Spielen eines Hamburger Vorstadtvereins im eigenen Sinnen zu beeinflussen. (Wissen die Offiziellen im Volkspark eigentlich, dass diese Gattung einst ausgestorben ist?)
Nein, bei St. Pauli hopst glücklicherweise keine so traurige Gestalt in der Halbzeitpause über den Rasen und animiert uns auf den Rängen. Ich habe da einen ganz anderen Verdacht: Mein Glücksbringer heißt Sascha.
Sascha ist gerade in die 40ger gekommen, knapp 1,90 groß und sieht gut aus. (Olli: ???) Obwohl er eigentlich eher mit den Fohlen und Fortunen sympathisiert, ist er immer dabei. Und das ist auch gut so: Wenn ich mit ihm unterwegs bin, regnet‘s Punkte und Tore. Man könnte neidisch werden. Welcher angehende St. Pauli-Fan kann schon für sich reklamieren, mit weißer Weste dazustehen? Ist Sascha dabei, gibt‘s immer die volle Punktzahl. So wie halt gestern Abend.
Dass es der Beginn einer wunderbare Freundschaft (mit St. Pauli) ist, scheint auch Sascha so zu sehen. Während wir mit ein paar Alt (Olli: Sowas ähnliches, wie Bier!) auf der Ratinger - das ist in der Düsseldorfer Altstadt - auf unseren Sieg anstießen, legte er ganz demonstrativ seine Eintrittskarte auf den Stehtisch. Da wurden die Gesichter der drei Fortuna-Fans, die versuchten mit einem ganzen Fass die Koblenz-Pleite zu verdrängen, neben uns noch länger.
Damit das so bleibt, hab ich für uns schon einmal Tickets für St. Paulis Auswärtsspiel in der Esprit-Arena gesichert. Dort wird Sascha dann wieder neben mir stehen.
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Montag, 19. Oktober 2009
ollis-tresen-thesen, 21:24h
Offenbar haben die Spielplanstrategen in der DFL-Zentrale ihren Spaß daran, die ins Niederrheinstadion pilgernden St. Pauli- und RWO-Fans mit der Ansetzung zu ärgern. Die Partien im öden Rund von Oberhausen werden stets auf Herbst und Winter terminiert. So auch am vergangenen Freitag.
Um Punkt 17 Uhr geht’s direkt aus dem Büro los auf die 40 Kilometer in den Pott. Doch kurz hinterm Dreieck Breitscheid (für Hamburger: das ist im Norden Düsseldorfs) ist die A3 dicht. In Höhe Wedaustadion (Duisburg) wird der Weg frei. Dann noch schnell im Sprint über den Parkplatz – Woher kommen bei knapp 11.000 Zuschauern so viele Autos? – und schon kann der Fußballspaß beginnen. Von wegen.
Nicht nur, dass unsere Jungs schon seit ein paar Minuten versuchen, das Runde ins Eckige zu befördern, nein, es beginnt zu regnen. Feine Fäden ziehen den Niederrhein entlang. Und so kommt die Anfangsoffensive der Braun-Weißen ordentlich ins Rutschen. RWO übernimmt das Kommando und geht nicht ganz unverdient mit 1-0 in die Halbzeit.
Schon tut sich der zweite Engpass auf: vor dem Bierstand. Zwei Buden mit jeweils einem Zapfhahn für die Gäste - das ist für Hamburger Ansprüche zu wenig. Längst hat die Aufholjagd auf dem Spielfeld wieder begonnen, da heißt’s noch bevor die Bestellung aufgegeben werden kann: „Nur noch passend“. Naja, dann wird halt aufgerundet: „Drei, bitte!“
Kurz vor dem Ausgleich ist der Weg zurück in die Kurve endlich geschafft. Den folgenden Untergang der Kleeblätter mit unseren drei Treffern können wir St. Pauli-Fans in der Kanalkurve nur erahnen. Ob Ebbers, Bruns und Kruse aus fünf oder 115 Metern getroffen haben, lässt sich aus der Perspektive mitnichten beurteilen. Egal, mit drei Punkten, nasser Jacke und der Hoffnung auf eine sommerlichere Terminplanung geht’s nach 90 Minuten wieder heim.
Um Punkt 17 Uhr geht’s direkt aus dem Büro los auf die 40 Kilometer in den Pott. Doch kurz hinterm Dreieck Breitscheid (für Hamburger: das ist im Norden Düsseldorfs) ist die A3 dicht. In Höhe Wedaustadion (Duisburg) wird der Weg frei. Dann noch schnell im Sprint über den Parkplatz – Woher kommen bei knapp 11.000 Zuschauern so viele Autos? – und schon kann der Fußballspaß beginnen. Von wegen.
Nicht nur, dass unsere Jungs schon seit ein paar Minuten versuchen, das Runde ins Eckige zu befördern, nein, es beginnt zu regnen. Feine Fäden ziehen den Niederrhein entlang. Und so kommt die Anfangsoffensive der Braun-Weißen ordentlich ins Rutschen. RWO übernimmt das Kommando und geht nicht ganz unverdient mit 1-0 in die Halbzeit.
Schon tut sich der zweite Engpass auf: vor dem Bierstand. Zwei Buden mit jeweils einem Zapfhahn für die Gäste - das ist für Hamburger Ansprüche zu wenig. Längst hat die Aufholjagd auf dem Spielfeld wieder begonnen, da heißt’s noch bevor die Bestellung aufgegeben werden kann: „Nur noch passend“. Naja, dann wird halt aufgerundet: „Drei, bitte!“
Kurz vor dem Ausgleich ist der Weg zurück in die Kurve endlich geschafft. Den folgenden Untergang der Kleeblätter mit unseren drei Treffern können wir St. Pauli-Fans in der Kanalkurve nur erahnen. Ob Ebbers, Bruns und Kruse aus fünf oder 115 Metern getroffen haben, lässt sich aus der Perspektive mitnichten beurteilen. Egal, mit drei Punkten, nasser Jacke und der Hoffnung auf eine sommerlichere Terminplanung geht’s nach 90 Minuten wieder heim.
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Samstag, 22. August 2009
ollis-tresen-thesen, 09:46h
Was war passiert? Kurz nach Beginn der dritten Halbzeit verstummte der Jubel abrupt. Die Leute auf den hinteren Reihen in Block N1 des neuen Aachener Tivolis bekamen erst gar nicht recht mit, was passiert war. Doch in wenigen Sekunden sprach sich herum, was passiert war: Mini war mehrere Meter in die Tiefe gestürzt.
Die Fans, die bereits nach dem Kantersieg das Stadion verließen, mussten nur wenige Meter an dem leblos wirkenden Körper vorbei – Fassungslosigkeit.
Wie konnte es dazu kommen? Nach dem fulminanten Halbzeitstand von 4-0 für uns war kein Halten mehr. Die zweiten 45 Minuten wurden zu einer einzigen Party. Immer und immer wieder wurde der Gassenhauer
geschmettert.
Reichlich Bier und auch andere Glücklichmacher steigerten die Laune zusätzlich. Die Aachener Fans in den benachbarten Blöcken wurden auf ihren Schalensitzen immer kleiner.
Vor allem in den ersten Reihen - des viel zu klein geratenen Stehplatz-Gästebereichs – wurde ekstatisch gefeiert. Freier Oberkörper, noch mehr Bier, Pogo pur – geil. Zu keiner Zeit, soweit ich es verfolgen konnte, schritt einer der anwesenden Ordner ein. Sie ließen das braun-weiße Partyvolk machen.
Eigentlich eine gute Sache, doch irgendwo ist der Spaß vorbei. Da sind mir ein paar Spaßverderber lieber, als dass ein Fan auf der Intensivstation landet. Sicher: Auf die Balustrade zu klettern ist verantwortungslos – und wenn es sich nur um Sekundenbruchteile handelte, war der Sturz nicht zu verhindern. Doch warum hat die Fans keiner darin gehindert überhaupt auf die Betonwand zu klettern?
So fragten sich auch Aachener-Fans auf dem Heimweg, wie konnte es dazu kommen? Warum haben unsere Ordner nichts gemacht?
Eins war auf allen Seiten ganz schnell klar: Fußball ist wirklich nur eine Nebensache. Den Aachener Fans war die eigene Klatsche plötzlich ziemlich egal und wir konnten uns über die Fußball-Gala von Stanis Männern kaum freuen.
PS: Wann lernen die Verantwortlichen in anderen Klubs eigentlich, dass auch die Fans gegnerischer Mannschaften ein Anrecht auf wirklich vernünftige Plätze haben? Zwar haben die Aachener ein beein-
druckendes Stadion im englischen Stil ohne Rang, doch können nur die Gäste in den ersten Reihen das ganze Spielfeld sehen. Der Rest starrt auf eine Betonwand anstatt auf die Eckfahne.
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Die Fans, die bereits nach dem Kantersieg das Stadion verließen, mussten nur wenige Meter an dem leblos wirkenden Körper vorbei – Fassungslosigkeit.
Wie konnte es dazu kommen? Nach dem fulminanten Halbzeitstand von 4-0 für uns war kein Halten mehr. Die zweiten 45 Minuten wurden zu einer einzigen Party. Immer und immer wieder wurde der Gassenhauer
“Hier am Tivoli
Siegt der FC St. Pauli
Alemannia
Ihr verliert, das ist doch klar!“
Siegt der FC St. Pauli
Alemannia
Ihr verliert, das ist doch klar!“
geschmettert.
Reichlich Bier und auch andere Glücklichmacher steigerten die Laune zusätzlich. Die Aachener Fans in den benachbarten Blöcken wurden auf ihren Schalensitzen immer kleiner.
Vor allem in den ersten Reihen - des viel zu klein geratenen Stehplatz-Gästebereichs – wurde ekstatisch gefeiert. Freier Oberkörper, noch mehr Bier, Pogo pur – geil. Zu keiner Zeit, soweit ich es verfolgen konnte, schritt einer der anwesenden Ordner ein. Sie ließen das braun-weiße Partyvolk machen.
Eigentlich eine gute Sache, doch irgendwo ist der Spaß vorbei. Da sind mir ein paar Spaßverderber lieber, als dass ein Fan auf der Intensivstation landet. Sicher: Auf die Balustrade zu klettern ist verantwortungslos – und wenn es sich nur um Sekundenbruchteile handelte, war der Sturz nicht zu verhindern. Doch warum hat die Fans keiner darin gehindert überhaupt auf die Betonwand zu klettern?
So fragten sich auch Aachener-Fans auf dem Heimweg, wie konnte es dazu kommen? Warum haben unsere Ordner nichts gemacht?
Eins war auf allen Seiten ganz schnell klar: Fußball ist wirklich nur eine Nebensache. Den Aachener Fans war die eigene Klatsche plötzlich ziemlich egal und wir konnten uns über die Fußball-Gala von Stanis Männern kaum freuen.
PS: Wann lernen die Verantwortlichen in anderen Klubs eigentlich, dass auch die Fans gegnerischer Mannschaften ein Anrecht auf wirklich vernünftige Plätze haben? Zwar haben die Aachener ein beein-
druckendes Stadion im englischen Stil ohne Rang, doch können nur die Gäste in den ersten Reihen das ganze Spielfeld sehen. Der Rest starrt auf eine Betonwand anstatt auf die Eckfahne.
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Sonntag, 19. Juli 2009
ollis-tresen-thesen, 00:15h
Früher war alles besser. Solche Sprüche sind mir ja eigentlich zuwider, auch wenn es mittlerweile einfach so ist. Basta.
Kleiner Scherz, denn ähnlich abgestandene Weisheiten der Sorte ´Kennste eine, kennste alle!´ oder ´Muss man mal gesehen haben!´ oder auch Totschlagargumente á la ´Wer sich nichts vorzuwerfen hat, hat auch nichts zu befürchten!´, wenn es um jedweden Sicherheitswahnsinn geht, die erzeugten bei mir schon immer Zähneknirschen.
Ist jetzt aber auch Latte, zurück zum ersten Zitat. Was mich am modernen, allwöchentlichen Fußball-Event inzwischen nämlich fast am meisten nervt, sind die immer häufiger ausufernden Selbstinszenierungen der Akteure nach jedem noch so unspektakulären Abstaubertor oder Spielausgang. Und zu allem Übel unterscheiden sich diese dabei auch immer seltener voneinander.
Denen fällt auch nix Eigenes ein...
Nachdem sich im Mai 2008 z.B. Franck Ribéry den gewonnen DFB-Pokal schnappte und damit seine eigene Ehrenrunde drehte, gab es bei ’zig Siegerehrungen zum Abschluss der letzten Saison die zu erwartenden Nachahmer: Meisterschaftsfinale bei VW, Pokalfinale in Berlin, Bezirksliga-Aufstieg im Sauerland.
Sogar beim vorerst letzten Pokalendspiel der Frauen in der Hauptstadt konnte es eine Duisburger Spielerin partout nicht lassen eine ähnliche Stibitz-Aktion zu starten. War ihr dann aber wohl doch zu blöd, denn nach wenigen Metern stoppte sie ab, drehte artig um und präsentierte den 29 mitgereisten FCR-Fans danach, zusammen mit den Teamkolleginnen, die gemeinsam grandios-verdiente Trophäe.
Die, was ich ganz nebenbei immer schon mal erwähnen wollte, wirklich wunderbar gelungen finde! Bin ich das jetzt auch endlich mal losgeworden... :)
So eine künstlich erzwungene Gänsehautstimmung animiert natürlich gleich die Erlebnis-Orientierten... äh pardon, ich meinte Erlebnis-Süchtigen auf den Rängen, denn aus allen Arenaecken schallte es direkt: „Da iiist das Diiiing!“
Dieser legendäre, einfache, weise, Fragen klärende, ja Weltverbessernde Satz von Barack Obama ist ein Musterbeispiel für schlichtweg nichtvorhandene Kreativität gegenwärtiger Zuschauermassen, denen kein Fanartikel zu teuer und schon gar kein Gesang zu peinlich ist, um ihn nicht bei jeder Gelegenheit lauthals rauszuposaunen. Aber wetten, dass eben genau jenes Fan-Klientel im nächsten Sommer die Drecksblätter der Springer-Presse mit Beschwerde-Kommentaren zumüllen wird, da den sesselfurzenden Großbild-TV-Glotzern der südafrikanische Vuvuzela-Lärm mächtig auf den germanischen Geist geht!? Ne´ Runde (Molotow-)Cocktails drauf...
Ist schon irgendwie ärgerlich, dass nach einem Fußballspiel meistens eine Partei was zu bejubeln hat, denn wenn ich mir die inzwischen schon üblichen Feier-Rituale so anschauen, sehne ich mich immer öfter nach grottenschlechten, torlosen Unentschieden mit vielen Platzverweisen bei strömendem Regen. Echt jetzt! Hauptsache kein anschließendes Hin-set-zen, keine Humba, kein Im-Kreis-Rumhüpfen und Geklatsche samt lustlosem Pogotanzen beim „Tätäräää“ o.ä. über sich ergehen lassen. Vielleicht auch ein Grund, warum ich meinen Heimstarken Lieblingsclub eher selten in die Ferne begleite, denn im Gegensatz zum Empfinden der bundesdeutschen Konkurrenz, ist die Atmosphäre am Millerntor nämlich wirklich noch unvergleichlich gut - allein schon aufgrund des kaum zelebrierten, ewig langen und oftmals auch saudummen Gegner-Verunglimpfens. Das sehen die anderen natürlich ganz anders, klar.
Aber seien wir mal ehrlich: Wenn es immer noch Schwarz/Weiß-Fernsehen geben würde, könnte man diese Langweiler auf ihren eh schon kaum zu unterscheidenden Arena-Tribünen überhaupt nicht mehr auseinander halten. Immer die gleiche Leier, hauptsächlich wird doch nur der Name vom Nachbarkaff durch den eigenen Dorfverein ersetzt.
Heutzutage wird aber auch jeder noch so lächerliche Eiertanz (T-Shirt-Spruch, Fanartikel, Kurvengesang,...) x-fach nachgeäfft. Und zwar von den Berufsfußballern auf dem millimetergenau rasierten Rasen bis runter zu den Dorftrotteln mit Bierwampe auf den staubigen Grandplätzen der Kreisklassen.
Eine riesengroße, konform-gelenkte, unkritische, vermarktbare respektive kaufkräftige, dämliche Fußballfamilie! Eben so wie es der Deutsche Fußball Bund gerne hat, nicht wahr Herr Zwanziger?
Völlig andere Geschichte, aber ähnlich schlecht. Einer meiner Lieblings-Feindbilder im hiesigen Profifußball unterstrich in der letzten Saison abermals eindrucksvoll seine Spitzenposition in meiner Kategorie „Arschloch der Liga“ durch eine offensichtliche PR-Aktion für einen Atzen-Energy-Drink-Hersteller, indem er nach seinem Siegtreffer gegen die verfluchte schwatz-gelbe Borussia dessen Werbeslogan nachstellte.
Der neue Rot-Bulle im Sturzflug
Jener Konzern übrigens, der nach der Komplett-Ausbeutung samt Umbenennung des einst sehr traditionsreichen Sport-Vereins Austria Salzburg jetzt sein ganzes Augenmerk auf einen Leipziger Fünftligisten wirft. Hoffenheim ick hör dir trapsen...
Des Arschlochs neue Schuhe - ein Schelm wer Böses dabei denkt...
Zu der Frage, was ihn dazu verleitet habe, sagte Mario Gomez über seinen Berater ernsthaft: “Ich habe mich wie beflügelt gefühlt.” Der DFB prüfte, Konsequenzen gab es natürlich - ihr ahnt oder wisst es bereits - keine. Doch die ganze Sache passt ziemlich gut in das filmreif-inszenierte Bild der heutigen, aalglatten Fußballer-Generation und darüber hinaus auch perfekt zur angesprochenen Marke, denn ein ekelhaft-schlechter Nachgeschmack beim Runterschlucken bleibt!
Ähnlich hoch kam es (bestimmt nicht nur) mir vor einiger Zeit, als ich diesen sämtliche Schamgefühlsgrenzen-sprengenden Torjubel-Mackertanz von Kevin Prinzessin Boateng beim Spiel seiner Hertha in Mainz mit ansehen musste. Zum Kotzen, bäh, ich darf gar nicht dran denken...
Ach, es gibt so unzählig viele Beispiele derart jämmerlicher Showeinlagen aus der nahen Vergangenheit, da möchte man sich die bevorstehende Zukunft gar nicht ausmalen. Aber zusehends merke ich, wie sich das bislang vorherrschende Fremdschämen meinerseits nach und nach in eine gewisse Wut verwandelt.
Warum ahnden eigentlich die Unparteiischen nicht mal derartige Peinlichkeiten, oder besser noch fehlende Real-Coolness, neben all der Unkreativität und das grundsätzlich im Sinne des guten Geschmacks?
„Herr Boateng, das ging grad’ ja mal gar nicht! Wissen Sie selbst, nicht wahr? Gelbe Karte! Noch einmal so’n Gezappel und ich sehe Rot für Sie...“ Zack. Ich fand es schon immer einfach nur genial, wenn völlig wahnsinnige Spieler z.B. auf dem Zaun des durchdrehenden Fanblocks ihr Tor feierten, aber den Spaß haben die alten Säcke des DFB natürlich gleich strikt verboten! Ach, und wo wir grad einmal dabei sind: Jammerschade beobachte ich zudem, dass seit einiger Zeit nur noch äußerst selten Spieler - unsere Kiezkicker sehr wohl eingeschlossen - nach einem erfolgreichen Arbeitstag zum kollektiven Abklatschen an den Zaun kommen. Es wird sich vornehm zurückgehalten, um dann lieber im anschließenden TV-Interview vor laufender Kamera für die wieder mal „tolle Unterstützung der besten Fans der Liga, bla bla bla, Lückentext Ende“ zu danken. Theaterschauspieler bleiben nach dem letzten Vorhang schließlich auch auf ihrer Bühne und genießen von dort die Ovationen des gemeinen Pöbels.
Eine Verhaltensregel, die z.B. den Neu- Angestellten von Real Madrid gleich vom ersten Arbeitstag an beigebracht wird, ist der eher zurückhaltende Jubel nach einem erfolgreichen Torabschluss - eben eines Königlichen würdig. Doch nicht nur bei Barća empfindet manch Eine_r jenes Verhalten eher als bewusst zelebrierte Großkotzigkeit und Arroganz.
Ach was rege ich mich auf? Ob nun der von Victoria Beckham ausgelöste Iro-Boom vor der WM 2002, patriotische Fußballsongs ehemaliger Punkbands, Karneval-Moshpits oder sonstige fußball-deutsche Kulturkatastrophen - für uns bleibt wohl wieder mal nur die Hoffnung übrig, dass die event-geilen Massen schon bald den Spaß am ehemals dreckigen Fußballsport verlieren und sich nach der nächsten „fetten Paadie“ umschauen, wo man „einfach mal dabei gewesen sein muss“. Denke bei den immer perfekter ausgebildeten Abwehrreihen stehen die Chancen da gar nicht mal so schlecht. Ich sag’s euch, nur ein paar torlose Unentschieden an den Spieltagen mehr.
Also, ihr viel zu gut bezahlten Popper, achtet auf die Anweisungen eures Trainerstabes! Und ums mit den schönen Worten von Spermbirds-Sänger Lee Hollis auf einen abschließenden Punkt zu bringen: „You are not a punk!“. Führt euch in Zukunft also gefälligst auch nicht mehr so auf!
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Kleiner Scherz, denn ähnlich abgestandene Weisheiten der Sorte ´Kennste eine, kennste alle!´ oder ´Muss man mal gesehen haben!´ oder auch Totschlagargumente á la ´Wer sich nichts vorzuwerfen hat, hat auch nichts zu befürchten!´, wenn es um jedweden Sicherheitswahnsinn geht, die erzeugten bei mir schon immer Zähneknirschen.
Ist jetzt aber auch Latte, zurück zum ersten Zitat. Was mich am modernen, allwöchentlichen Fußball-Event inzwischen nämlich fast am meisten nervt, sind die immer häufiger ausufernden Selbstinszenierungen der Akteure nach jedem noch so unspektakulären Abstaubertor oder Spielausgang. Und zu allem Übel unterscheiden sich diese dabei auch immer seltener voneinander.
Denen fällt auch nix Eigenes ein...
Nachdem sich im Mai 2008 z.B. Franck Ribéry den gewonnen DFB-Pokal schnappte und damit seine eigene Ehrenrunde drehte, gab es bei ’zig Siegerehrungen zum Abschluss der letzten Saison die zu erwartenden Nachahmer: Meisterschaftsfinale bei VW, Pokalfinale in Berlin, Bezirksliga-Aufstieg im Sauerland.
Sogar beim vorerst letzten Pokalendspiel der Frauen in der Hauptstadt konnte es eine Duisburger Spielerin partout nicht lassen eine ähnliche Stibitz-Aktion zu starten. War ihr dann aber wohl doch zu blöd, denn nach wenigen Metern stoppte sie ab, drehte artig um und präsentierte den 29 mitgereisten FCR-Fans danach, zusammen mit den Teamkolleginnen, die gemeinsam grandios-verdiente Trophäe.
Die, was ich ganz nebenbei immer schon mal erwähnen wollte, wirklich wunderbar gelungen finde! Bin ich das jetzt auch endlich mal losgeworden... :)
So eine künstlich erzwungene Gänsehautstimmung animiert natürlich gleich die Erlebnis-Orientierten... äh pardon, ich meinte Erlebnis-Süchtigen auf den Rängen, denn aus allen Arenaecken schallte es direkt: „Da iiist das Diiiing!“
Dieser legendäre, einfache, weise, Fragen klärende, ja Weltverbessernde Satz von Barack Obama ist ein Musterbeispiel für schlichtweg nichtvorhandene Kreativität gegenwärtiger Zuschauermassen, denen kein Fanartikel zu teuer und schon gar kein Gesang zu peinlich ist, um ihn nicht bei jeder Gelegenheit lauthals rauszuposaunen. Aber wetten, dass eben genau jenes Fan-Klientel im nächsten Sommer die Drecksblätter der Springer-Presse mit Beschwerde-Kommentaren zumüllen wird, da den sesselfurzenden Großbild-TV-Glotzern der südafrikanische Vuvuzela-Lärm mächtig auf den germanischen Geist geht!? Ne´ Runde (Molotow-)Cocktails drauf...
Ist schon irgendwie ärgerlich, dass nach einem Fußballspiel meistens eine Partei was zu bejubeln hat, denn wenn ich mir die inzwischen schon üblichen Feier-Rituale so anschauen, sehne ich mich immer öfter nach grottenschlechten, torlosen Unentschieden mit vielen Platzverweisen bei strömendem Regen. Echt jetzt! Hauptsache kein anschließendes Hin-set-zen, keine Humba, kein Im-Kreis-Rumhüpfen und Geklatsche samt lustlosem Pogotanzen beim „Tätäräää“ o.ä. über sich ergehen lassen. Vielleicht auch ein Grund, warum ich meinen Heimstarken Lieblingsclub eher selten in die Ferne begleite, denn im Gegensatz zum Empfinden der bundesdeutschen Konkurrenz, ist die Atmosphäre am Millerntor nämlich wirklich noch unvergleichlich gut - allein schon aufgrund des kaum zelebrierten, ewig langen und oftmals auch saudummen Gegner-Verunglimpfens. Das sehen die anderen natürlich ganz anders, klar.
Aber seien wir mal ehrlich: Wenn es immer noch Schwarz/Weiß-Fernsehen geben würde, könnte man diese Langweiler auf ihren eh schon kaum zu unterscheidenden Arena-Tribünen überhaupt nicht mehr auseinander halten. Immer die gleiche Leier, hauptsächlich wird doch nur der Name vom Nachbarkaff durch den eigenen Dorfverein ersetzt.
Heutzutage wird aber auch jeder noch so lächerliche Eiertanz (T-Shirt-Spruch, Fanartikel, Kurvengesang,...) x-fach nachgeäfft. Und zwar von den Berufsfußballern auf dem millimetergenau rasierten Rasen bis runter zu den Dorftrotteln mit Bierwampe auf den staubigen Grandplätzen der Kreisklassen.
Eine riesengroße, konform-gelenkte, unkritische, vermarktbare respektive kaufkräftige, dämliche Fußballfamilie! Eben so wie es der Deutsche Fußball Bund gerne hat, nicht wahr Herr Zwanziger?
Völlig andere Geschichte, aber ähnlich schlecht. Einer meiner Lieblings-Feindbilder im hiesigen Profifußball unterstrich in der letzten Saison abermals eindrucksvoll seine Spitzenposition in meiner Kategorie „Arschloch der Liga“ durch eine offensichtliche PR-Aktion für einen Atzen-Energy-Drink-Hersteller, indem er nach seinem Siegtreffer gegen die verfluchte schwatz-gelbe Borussia dessen Werbeslogan nachstellte.
Der neue Rot-Bulle im Sturzflug
Quelle: Badische Zeitung
Des Arschlochs neue Schuhe - ein Schelm wer Böses dabei denkt...
Quelle: Bild
Ähnlich hoch kam es (bestimmt nicht nur) mir vor einiger Zeit, als ich diesen sämtliche Schamgefühlsgrenzen-sprengenden Torjubel-Mackertanz von Kevin Prinzessin Boateng beim Spiel seiner Hertha in Mainz mit ansehen musste. Zum Kotzen, bäh, ich darf gar nicht dran denken...
Ach, es gibt so unzählig viele Beispiele derart jämmerlicher Showeinlagen aus der nahen Vergangenheit, da möchte man sich die bevorstehende Zukunft gar nicht ausmalen. Aber zusehends merke ich, wie sich das bislang vorherrschende Fremdschämen meinerseits nach und nach in eine gewisse Wut verwandelt.
Warum ahnden eigentlich die Unparteiischen nicht mal derartige Peinlichkeiten, oder besser noch fehlende Real-Coolness, neben all der Unkreativität und das grundsätzlich im Sinne des guten Geschmacks?
„Herr Boateng, das ging grad’ ja mal gar nicht! Wissen Sie selbst, nicht wahr? Gelbe Karte! Noch einmal so’n Gezappel und ich sehe Rot für Sie...“ Zack. Ich fand es schon immer einfach nur genial, wenn völlig wahnsinnige Spieler z.B. auf dem Zaun des durchdrehenden Fanblocks ihr Tor feierten, aber den Spaß haben die alten Säcke des DFB natürlich gleich strikt verboten! Ach, und wo wir grad einmal dabei sind: Jammerschade beobachte ich zudem, dass seit einiger Zeit nur noch äußerst selten Spieler - unsere Kiezkicker sehr wohl eingeschlossen - nach einem erfolgreichen Arbeitstag zum kollektiven Abklatschen an den Zaun kommen. Es wird sich vornehm zurückgehalten, um dann lieber im anschließenden TV-Interview vor laufender Kamera für die wieder mal „tolle Unterstützung der besten Fans der Liga, bla bla bla, Lückentext Ende“ zu danken. Theaterschauspieler bleiben nach dem letzten Vorhang schließlich auch auf ihrer Bühne und genießen von dort die Ovationen des gemeinen Pöbels.
Eine Verhaltensregel, die z.B. den Neu- Angestellten von Real Madrid gleich vom ersten Arbeitstag an beigebracht wird, ist der eher zurückhaltende Jubel nach einem erfolgreichen Torabschluss - eben eines Königlichen würdig. Doch nicht nur bei Barća empfindet manch Eine_r jenes Verhalten eher als bewusst zelebrierte Großkotzigkeit und Arroganz.
Ach was rege ich mich auf? Ob nun der von Victoria Beckham ausgelöste Iro-Boom vor der WM 2002, patriotische Fußballsongs ehemaliger Punkbands, Karneval-Moshpits oder sonstige fußball-deutsche Kulturkatastrophen - für uns bleibt wohl wieder mal nur die Hoffnung übrig, dass die event-geilen Massen schon bald den Spaß am ehemals dreckigen Fußballsport verlieren und sich nach der nächsten „fetten Paadie“ umschauen, wo man „einfach mal dabei gewesen sein muss“. Denke bei den immer perfekter ausgebildeten Abwehrreihen stehen die Chancen da gar nicht mal so schlecht. Ich sag’s euch, nur ein paar torlose Unentschieden an den Spieltagen mehr.
Also, ihr viel zu gut bezahlten Popper, achtet auf die Anweisungen eures Trainerstabes! Und ums mit den schönen Worten von Spermbirds-Sänger Lee Hollis auf einen abschließenden Punkt zu bringen: „You are not a punk!“. Führt euch in Zukunft also gefälligst auch nicht mehr so auf!
Stemmen
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