Mittwoch, 5. Januar 2011

Ein neues Stadion
für 270 Minuten

Gastartikel von OTT-Westkorrespondent Hinz

Wie viele Jahre, wie viele Saisons hat es gedauert bis endlich die Bagger am Millerntor anrollten? Gefühlt war der Stadion-Umbau schon immer ein Thema seit ich ein Braun-Weißer bin. Erst hatte "Papa Heinz" die tollsten Pläne in der Schublade, dann scheiterte eine Finanzierung nach der anderen, dann entschied man sich für sie Salami-Taktik - eine Tribüne nach der anderen.

Ganz anders läuft's hier am Rhein bei der Fortuna aus Düsseldorf. Während unser FC St.Pauli am Wochenende in der supermodernen Esprit-Arena beim sogenannten "Stadtwerke Düsseldorf Wintercup" gegen Gladbach, Lautern und die Gastgeber kickt - wahrscheinlich bei geschlossenem Dach -, wird nebenan mal eben ein komplett neues Stadion gebaut. Für 270 Minuten Fußball.

Wie das kommt? Nach dem Lena Meyer-Landrut die Deutschen mit ihrem Liedchen "Satellite" mit dem ersten Sieg seit 1982 beim Eurovision Song Contest beglückte, war es Düsseldorf, das die Titelverteidigung (unter anderem gegen Hamburg) an Land zog. Angeblich ein Millionengeschäft. Doch für die Fortuna ist in diesem Spiel kein Platz. Der Fußball wird für Wochen aus der Esprit-Arena ausgeschlossen, der Rasen für die Schlager aus 43 Länder abgedeckt. Dumm nur, dass die Fortuna eigentlich noch drei Heimspiele in der zweiten Liga zu bestreiten hat.

Kein Problem für eine reiches Nest wie Düsseldorf (schuldenfrei). Man baut sich halt einfach ein neues Stadion.

Gleich neben der großen Arena wird auf den Trainingsplätzen ein Behelfsstadion für rund 20.000 Zuschauer aufgestellt. Schon im März soll die Bauabnahme sein. Das ganze Bauwerk wird sicherlich ganz deutlich an die Tribünen an der Gegengeraden und Nordkurve erinnern. Und schnell nach dem Song-Contest-Finale wieder verschwinden. Zu Beginn der Ausweichplanung war übrigens eine viel chamantere Lösung erste Wahl. Das Traditionsstadion "Paul Janes" im Arbeiterstadtteil Flingern sollte für die drei Spiele modernisiert werden. Doch aus Sicherheitsgründen, unklare Anreise der Fans, zu wenig Parkplätze, wurden die angeblich 500 Millionen teuren Pläne für 17.000 Zuschauer wieder verworfen.

Was das 270-Minuten-Stadion kosten soll, ist unbekannt. Für die drei Spiele sucht man noch nach einem Sponsor. Aber auch dabei wird man sicherlich schneller sein als am Millerntor.

Hinz



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