Samstag, 6. Februar 2010

Trainer, die Statistik
lügt nicht!

Ein beliebter Satz unter Fußballtrainern ist: „Statistiken interessieren mich nicht!” Sicherlich ist es häufig problematisch, eine Tendenz, die sich auf Daten stützt, welche über eine lange Zeitspanne angesammelt werden, auf den Einzelfall zu applizieren. Da kann dann jeder mal am 8. Mai bei den Pillendrehern aus Leverkusen nachfragen, wie es sich mit der Tatsache verhält, dass in gut zwei Drittel der Fälle der Herbstmeister am Saisonende auch die Schale in den Händen hält.

Trotzdem möchte ich an dieser Stelle mal eine interessante Rechnung zum Besten geben, aus der klar wird, dass das nächste Heimspiel gegen den Tabellenvorletzten aus der Mainmetropole zu einem echten Endspiel avanciert.

Stellen wir uns einfach mal vor, wir fegen am kommenden Freitag den FSV vom Acker, was ich nicht für ganz abwegig halte. Dann hätten wir 48 Zähler auf dem Konto und somit einen Punkteschnitt von 2,18.

Zieht man weiterhin in Betracht, dass in den letzten zehn Jahren der Tabellenzweite der 2. Bundesliga am Saisonende NIEMALS mehr als 65 Punkte auf der Habenseite verbuchen konnte, bedeuteten 66 Punkte den sicheren Aufstieg.


Damit fehlten aus den verbleibenden zwölf Spielen also nur noch 18 Zähler für den Eintritt in die Belleetage, was lediglich einen weiteren Schnitt von 1,50 Punkten, also knapp 69% der bisherigen Quote, voraussetzen würde. Mit Verlaub, aber das ist eine Zählerrate, die Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel anstreben, um den Klassenerhalt zu sichern.

Demnach könnten wir nach dem Frankfurt-Match sogar getrost alle Heimspiele verlieren, denn die verbleibenden sechs Auswärtspartien gewinnen wir mit 2,6:0,9 - im Schnitt jedenfalls.

Folglich können wir uns nur noch selbst schlagen und das wird schwer genug. Selbst kapitale Böcke, wie Deniz Naki gestern einen vor dem Ausgleich erlegte, bringen mich nicht mehr aus der Ruhe. Ohne diesen Fauxpas wären wir in diesem Jahr immer noch ohne Gegentreffer. Kann man sich zwar drüber ärgern, muss man aber nicht. Zumal ich gestern ständig voller Zuversicht war, dass wir bei Bedarf wie gewohnt nachlegen können. Von mir aus nennt es arrogant, ich bezeichne es als selbstsicher. Irgendwer findet sich halt Woche für Woche, um die Kohlen aus dem Feuer holt.

Allen zweifelnden Fußballtrainern unter euch, die weder auf Statistiken noch auf meine kühnen Rechenspiele vertrauen, sei gesagt, dass ich auch noch andere Argumente habe. Lehnt euch einfach ganz entspannt zurück und zieht euch nochmal Hennings‘ Hammerfreistoß zum 1:0 rein!


Rumms!

Nachtrag: Übrigens übt sich jetzt auch die offizielle Homepage des Vereins in Mathematik:

Deniz Naki
Der Dürener ist frech: vor dem Tor nahezu unberechenbar und das nutzt er aus. Vier mal hat er in dieser Saison zugeschlagen. Vier Treffer kann er sich auf die Fahne schreiben. Zwei Drittel davon machte er mit rechts.

Macht 4 x 2 / 3 = 8 / 3 = 2,67!!!
Schönes Ding, Deniz!

Zwoter Nachtrag: Sie haben es gemerkt! Jetzt sind es drei von vier Treffern. Gut, dass ich den Ursprungstext zuvor kopiert hatte! ;-)



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Sonntag, 24. Januar 2010

Auftauen!

Trotz Krankheit mit allen Schikanen wie Gliederschmerzen, Schüttelfrost und akuter Mattigkeit habe ich mich gestern ans Millerntor geschleppt. Als Grund musste der Umstand herhalten, dass ich noch die Dauerkarten zweier Freunde im Portemonnaie hatte. Gut, ich hätte die Karten abholen lassen können – hätte jeder Verständnis für gehabt – aber mit welcher Rechtfertigung wäre ich dann in diesem Zustand bei -8°C zum Fußball gekommen?

Im Stadion wollte ich dann erstmal eine Fanta trinken, wegen des Vitamin Cs, und so weiter. Aber gestern gab’s keinerlei Kaltgetränke, weil die alle eingefroren waren. Naja, kann keiner was für, kam ja auch ziemlich plötzlich die ganze Sache mit dem Frost, so das man die Getränke sinnvollerweise draußen eingelagert hat. Trotzdem hat diese Art des Dilettantismus für mich noch etwas Beruhigendes. Auf dem Rasen läuft es dagegen ja schon beängstigend professionell ab. Waren vor einigen Jahren unberechenbare Witterungsverhältnisse wie ein gefrorener Platz oder starker Wind noch Garant, unsere Chancen wegen fußballerischer Mangelerscheinungen zu erhöhen, so muss man heute dem Frühling entgegenfiebern (habe ich im wahrsten Wortsinn getan!), um sich unserer Siege sicher zu sein.

Trotzdem lief die Kugel in Halbzeit Eins erstaunlich gut und landete vollkommen zu Recht im Aachener Netz. Nach der Pause dann ein ganz anderes Bild auf dem Feld. Da sind wir aus mir unverständlichen Gründen nicht mehr aus der eigenen Spielhälfte rausgekommen. Also stimmte ich mit ein in den Chor: „Auftauen, Auftauen!“ Wobei ich nicht sicher war, ob ich nun die Mannschaft, den Rasen, meine Füße oder doch die Kaltgetränke meinte!

Heute geht’s mir trotz Heimsieg und lauwarmer Fanta nur bedingt besser.

Komisch eigentlich!



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Mittwoch, 20. Januar 2010

Geduld

Freunde des gepflegten braun-weißen Rasenschachs, ich gebe zu, ihr musstet euch diese Woche sehr in Geduld üben, bevor an dieser Stelle endlich mein neuer Beitrag erscheint. Wenn es Trost spendet, möchte ich aber erwähnen, dass Geduld die Tugend der Stunde zu sein scheint. Zumindest, wenn man Stanis Worten Glauben schenken darf.

Würde mich jemand nach meiner laienhaften Einschätzung zur Leistung unserer Mannschaft am Sonnabend befragen, ich würde entgegnen, dass ich mich stark an die Partie in Rostock erinnert fühlte. Damals schrieb ich zum Geschehen auf dem grünen Geläuf ungefähr das Folgende:

„Zum sportlichen Teil auf dem Rasen gibt es in der ersten Halbzeit eigentlich nicht viel zu sagen. In einer zerfahrenen Partie, musste man einen Einwurf in der gegnerischen Hälfte schon als Erfolg werten. (…) Und so hätte man sich nicht beschweren können, hätte es zur Halbzeit bereits 2-0 für die Gastgeber gestanden.“

So in etwa empfand ich’s am Wochenende auch, außer dass uns mit Ahlen ein weitaus weniger brisante Gegner gegenüberstand, der als Tabellenletzter in 17 Spielen sagenumwobene 8 (in Worten: Acht!) Punkte eingeheimst hatte. Weil das Spiel nochmal um gefühlte zwei Klassen niveauärmer war, als der Auftritt an der Ostsee, muss man ehrlicherweise sagen: Wir hatten schlichtweg tierisch Schwein und Hain!

0-10 Ecken sprechen da eine deutliche Sprache. Und nüchtern betrachtet wäre auch das 1-0 durch Ebbers nicht gefallen, hätte der Ahlener Verteidiger Marcel Busch zuvor nicht diesen ungeheuerlichen, kapitalen Bock geschossen. Da musste ich mich vor dem Fernseher im Jolly einige Male arg zusammenreißen, damit mir nicht der Geduldsfaden riss und ich unangenehm aufgefallen wäre.

Umso erstaunter war ich nach dem Spiel über des Trainers Resümee. Ihm sei nie bange gewesen und er sei während des glücklichen geduldigen Auftritts stets sicher gewesen, dass seine Mannschaft aufgrund der offensiven Klasse irgendwann ein Tor schösse.

Nanu? Ist da jemand dem Größenwahn verfallen oder empfangen meine sensiblen Antennen etwa feine Ironie?

Wie dem auch sei, ich werde das Ganze mit tugendhafter Geduld weiter beobachten - sowohl die sportliche Entwicklung des Teams, als auch die analytische des Trainers.


P.S.: Da sich die Tagespresse mittlerweile den dritten Tag in Folge am mittellustigen Kuriosum um die „19“ ergötzt, muss dieses Döntje hier leider entfallen.


Scheiße, ich glaub’, ich muss kotzen!



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Sonntag, 10. Januar 2010

2-felsfreier Aufstieg

Willkommen in der zweiten Dekade des zweiten Jahrtausends seit Beginn unserer Zeitrechnung. Naja, streng genommen ist das nicht so ganz richtig, denn schließlich beginnt man mit dem Zählen ja normalerweise bei Eins und nicht bei Null. Aber weil es an dieser Stelle nun mal so schön passt und ich nach zehn Jahren nicht erneut die Diskussion vom Zaun brechen möchte, ob das Jahrtausend nun schon am 1. Januar 2000 oder eben erst 2001 begonnen hat, lasse ich jetzt mal Zweie Fünfe gerade sein.

Unbestritten starten wir nächste Woche in die zweite Hälfte einer bisher grandiosen Saison, die uns ins zweite Jahrhundert der Vereinsgeschichte führen wird. Guter Hoffnung bin ich, dass bis dahin der zweite Bauabschnitt des Stadionumbaus abgeschlossen sein wird.

Aufgrund unserer neu gewonnenen Seriosität scheint es fast schon selbstverständlich, dass wir auch in dieser Winterpause von den obligatorischen Hiobsbotschaften der Vergangenheit verschont geblieben sind. Ganz im Gegenteil, verschiedene positive Meldungen erreichten uns zwischen den Jahren.

Mit Richard Sukuta-Pasu und Bastian Oczipka haben wir uns zwei weitere vielversprechende junge Spieler von den Pillendrehern aus Leverkusen geangelt. Oczipka muss bloß mal dringend zum Friseur, die Frisur geht gar nicht! Aber wer über ein Jahr in Rostock dahinsiechen musste, dem sei vorerst auch der Haarschnitt verziehen. Da gebe ich mich mal ganz generös und sage: „Jeder hat seine zweite Chance verdient.“

Die kurze Hallensaison dauerte dieses Jahr genau einen Tag und endete mit zwei(!) Turniersiegen in Hamburg und Frankfurt.

Da scheint es nur logisch, dass wir heute als Tabellenzweiter der zweiten Liga im einzigen Test gegen den zweiten der Bundesliga mit Zwei zu Null gewonnen haben. Selbst Felix Magath sagte nach dem Spiel im zweiten dritten Programm, dass der Sieg auch um ein bis zwei Tore hätte höher ausfallen können. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Allerdings kann ich ohne schlechtes Gewissen behaupten, dass der Schalker Trainer einen Faktor von mindestens Zwei unterschlagen hat, wenn es um die Anzahl unserer ausgelassenen Großchancen geht.

Das alles lässt mich optimistisch in die Zukunft blicken und somit hege ich kaum noch Zweifel, dass uns im Mai der zweite Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse im zweiten Jahrtausend gelingt.



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Montag, 14. Dezember 2009

Nüchtern könnt‘
ich kotzen!

Meine Fresse, was ist dieser Schiedsrichter Lutz Wagner doch für eine widerliche und käufliche Drecksau. Während ich nach Nakis nicht gegebenen Treffer zum 3-1 noch eher hilflos mit den Schultern zuckte, verlor ich nach dem Fürther Ausgleich komplett die Contenance. Naki stand beim Anspiel von Kalla in der Nachspielzeit eindeutig weiter von der Grundlinie entfernt als der letzte Verteidiger, ließ diesen sogar noch cool aussteigen, um dann lässig einzunetzen. Nach meinem Dafürhalten war er sogar aus der eigenen Hälfte gestartet. Wie um alles in der Welt kann man da überhaupt nur auf die Idee kommen, Abseits zu pfeifen?

Während mir noch Song2 in den Ohren dröhnte diskutierten die Experten um mich herum die Szene, so dass ich nicht mitbekam, wie der Ball letztendlich bei einem gewissen Sebastian Ghasemi-Nobakht landete, der die Kugel mit einem wunderschönen Schuss dicht neben dem Pfosten in unserem Gehäuse unterbrachte.

2-2 statt 3-1 dank dieser offensichtlichen und damit oberdreisten Verarschung durch den Unparteiischen. Ich hätte kotzen können!

Nachdem sich der Alkohol, das Adrenalin und was sich sonst noch so in meine Blutbahn verirrt hatte ein wenig verflüchtigt hatten und ich mich sowohl dem Studium der Fernsehbildern als auch der Regelkunde gewidmet hatte, musste ich allerdings ein wenig zurückrudern und mich auf die Suche nach neuen Schuldigen machen.

Also fange ich nochmal von vorne an und versuche die Geschehnisse von gestern einmal nüchtern zu analysieren.

Fakt ist, dass wir bereits in der ersten Halbzeit kein probates Mittel gegen eine krisengeschüttelte Fürther Mannschaft fanden, die vorher in drei Partien kein einziges Tor erzielt hatte und gestern eindrucksvoll demonstrierte, warum dem so war. Zur 1-0 Führung kamen wir dann auch wie die viel beschworene Jungfrau zum Kinde. Ausgerechnet Takyi, für mich der gestern schlechteste Mann auf dem Feld, traf in seiner einzig guten Szene gegen seine alten Kollegen ins Schwarze. Vielleicht wäre es ein Segen gewesen, hätte er den Treffer nicht markiert, dann wäre er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Halbzeit in der Kabine geblieben.

Fakt ist auch, dass wir uns unmittelbar vor der Pause locker den Ausgleich hätten einfangen können müssen. Matze Hain sei Dank, dass dem nicht so war.

Ferner ist Fakt, dass jeder annähernd zweitligataugliche Keeper den Schuss zum 2-0 von Hennings mit verbundenen Augen und auf den Rücken gefesselten Armen gehalten hätte.

Warum die Mannschaft danach anfing, auf alte Tugenden zurückzugreifen und unmotiviert lange Dinger nach vorne bolzte, weiß wohl nicht mal der liebe Gott! Sowas hätte ich nur verzeihen können, wenn ich nicht wüsste, dass es auch anders geht.

Fakt ist ebenfalls, dass Herr Wagner eine gleichermaßen souveräne wie unaufgeregte Schiedsrichterleistung ablieferte. Wo er eine Karte zeigen musste, holte er einen Karton hervor. Und auch sonst lag er in allen entscheidenden Situationen goldrichtig – auch bei Nakis Abseitstreffer. Wer’s nicht glaubt, führe sich die Regel (S.34) und die Fernsehbilder zu Gemüte!

Abschließend bleibt objektiv festzustellen, dass die Mannschaft gestern einfach nicht in der Lage war, einen angeschlagenen Gegner im Stile eines Aufstiegsaspiranten auszuspielen und mit leeren Händen in zurück in die bayrische Provinz zu jagen.

Trotz des sportlichen Höhenfluges: Wenn ich die Geschehnisse von gestern, insbesondere die leichtferige Vorstellung unserer Mannschaft, nüchtern betrachte, könnte ich einfach nur kotzen!




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Montag, 7. Dezember 2009

Des lieben Gottes Freund
und aller Welt Feind!

Langsam bin ich rat- und sprachlos, denn mir gehen zugegebenermaßen die Superlative aus. Allmählich wird es zur Gewohnheit, am Wochenende eine braun-weiße Fußballdemonstration aus dem Lehrbuch geboten zu bekommen. Gutes Spiel gegen den Ball, blitzschnelles Umschalten auf Angriff, perfekte One-Touch-Stafetten und traumhafte Tore, vorgetragen von einer jungen, hungrigen und vor Selbstvertrauen nur so strotzenden Equipe, lassen einfach nur mit der Zunge schnalzen. Selbst nach Eckbällen fallen die Tore mittlerweile wie reife Früchte. Beinahe schon überflüssig es zu erwähnen, haben natürlich auch die Joker wieder gestochen. Geradezu bezeichnend war die Szene vor dem 0-5, als Naki sage und schreibe fünf(!) Gegenspieler auf sich zog, um dann den perfekten Pass auf den mutterseelenallein postierten Hennings zu spielen. Chapeau!

Ein Traum, aus dem ich niemals erwachen möchte!

Die von Uwe Rapolder vor dem Spiel geforderten Primärtugenden haben offenbar nicht gegriffen. Bei fünf Gegentreffern hat die Koblenzer Mannschaft augenscheinlich nicht verstanden, dass es dem Trainer in erster Linie darum ging, hinten die Null zu halten.

„Man muss nur oft genug gedemütigt werden, um manche Dinge zu lernen.“
(Uwe Rapolder nach dem Spiel)
Trotz souveränem Spiel und komfortabler Halbzeitführung war die Mannschaft im Gegensatz zum Heimspiel gegen Union diesmal auch wieder in der Lage, in der zweiten Hälfte zuzulegen. Wenn sich dieses Phänomen auf die gesamte Saison projizieren lässt, dann gnade unseren Gegnern in der Rückrunde Gott!

Sollte pünktlich zum 100-jährigen Vereinsjubiläum tatsächlich eine neue Ära eingeleitet werden und endlich die klischeehaften Attribute kultig, fröhlich, friedlich, die gemeinhin mit dem FC St. Pauli in Verbindung gebracht werden, verblassen? Stattdessen steht den Gegnern mittlerweile der Angstschweiß auf der Stirn, wenn das Spiel gegen den FC St. Pauli auf dem Spielplan unaufhaltsam näher rückt. Wer braucht schon Sympathie, wenn er Gott auf seiner Seite hat? Oder, um es mit den Worten Klaus Störtebekers zu sagen: „Des lieben Gottes Freund und aller Welt Feind!“

Mit dieser Erkenntnis beschloss ich diesen wunderbaren Sonnabend in bester Gesellschaft bei einem betörenden Glas Absinth!



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Montag, 30. November 2009

Stani und Gott,
keine weiteren Fragen!

Trotz mittelschweren Katers und viel zu wenig Schlaf bin ich gestern Morgen mit einem außerordentlich guten Gefühl aufgestanden. Und so kam es, dass ich auf die Frage eines Kumpels nach meinem Tipp antwortete, dass ich von einem klaren Sieg ausginge. Da sich dieser Pedant aber mit einer so unkonkreten Prognose nicht zufrieden gab, ließ ich mich in meinem Brausebrand zu einer 7-0 Ansage hinreißen. Deswegen, aber auch wegen meiner desolaten physischen Verfassung, erntete ich nicht mehr als ein anteilnehmendes Lächeln.

Das Spiel verlief dann eigentlich wie immer in dieser Saison. In den ersten zehn Minuten mussten wir mit mehr oder minder viel Glück die Anfangsoffensive der Unioner überstehen, um dann aus dem Nichts in Führung zu gehen. Und weil wir uns diesmal keinen Platzverweis einhandelten, lief es von diesem Zeitpunkt an gewohnt rund. Wären wir nicht so schludrig mit unseren Chancen umgegangen, es hätte zur Pause schon 5-0 gestanden. Folgerichtig wandelte sich der mitleidige Blick meines Freundes zur Halbzeit dann auch in anerkennenden Respekt.

Hätte die Mannschaft dann, wie sonst auch in dieser Spielzeit, in der zweiten Hälfte noch eine Schippe drauf gelegt, wären die angesagten sieben Dinger wahrlich möglich gewesen.

So aber blieb es bis zum Abpfiff beim letztlich nie gefährdeten 3-0 Erfolg, an dem Jan-Philipp Kalla, nicht zuletzt seines Tores wegen, einen nicht unerheblichen Anteil hatte. Ehrlich gesagt bleibt es für mich ein Buch mit sieben Siegeln, warum sich Schnecke nach seinen schon in der letzten Saison herausragenden Leistungen so häufig im Kader der Zweiten wiederfand. Diese Frage können wohl nur Stani und Gott beantworten. Bei 29 Punkten aus 14 Spielen fehlt allerdings die Legitimation im sportlichen Bereich überhaupt irgendwelche Fragen zu stellen.

Ein paar Worte möchte ich noch zur Leistung der Unparteiischen verlieren. Man mag es meiner subjektiven Sichtweise unterstellen, aber nach meinem Dafürhalten geben sich die Referees jedesmal außerordentlich viel Mühe, nachdem ein mittelschwerer Wettskandal aufgedeckt wird. So gab es an der Leistung der drei Herren in schwarz, gelb trugen sie gestern, wenn ich mich recht entsinne, überhaupt nichts zu beanstanden. Ja, meine Herren, ein paar Scheine weniger im Portemonnaie, dafür ein reines Gewissen und mit stehenden Ovationen in die Katakomben entlassen zu werden, ist doch auch mal ein ganz schönes Gefühl.

Unterm Strich bleibt ein rundum gelungener Sonntagnachmittag und die Erkenntnis, dass Popper Brunne in Berlin sympathische neue Freunde gefunden zu haben scheint.




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Montag, 23. November 2009

Viel Schatten – viel Licht

Viel Unsinniges und wenig Sinniges ist in den vergangenen Tagen zum Thema Depression verzapft worden. Und eigentlich hatte ich nicht auch noch vor, auf diesen Zug aufzuspringen. Nun aber haben wir nach dem tragischen Suizid von Robert Enke mit Andreas Biermann selbst einen Spieler in den Reihen, der unter dieser schlimmen Krankheit leidet und vor einem guten Monat seinem Leben ein Ende setzen wollte.


In einer hochgradig technisierten Gesellschaft, in der es den Menschen zunehmend schwerer fällt, Schritt zu halten, wird jede Verschnaufpause des Einzelnen argwöhnisch betrachtet und als Schwäche ausgelegt.

Gerade im Fußball, aber auch in fast allen anderen gesellschaftlichen Bereichen, sind wir darauf getrimmt, die Schwächen der Anderen gnadenlos auszunutzen. Wie heißt es doch immer so schön? In einem Spiel, in dem keine Fehler passieren, sprich niemand eine Schwäche offenbart, fallen auch keine Tore. Anders ausgedrückt gieren wir an jedem Wochenende danach, dass unsere Mannschaft die Schwächen des Gegners knallhart bestraft.

Enke und Biermann sind wahrlich nicht die ersten prominenten Fußballer, die dem Druck, keinen Fehler machen zu dürfen, nicht mehr standhalten konnten. Das wohl bekannteste, noch lebende Opfer der heimtückischen Krankheit Depression, ist wohl Sebastian Deisler. Während man bei seinen häufigen Knieverletzungen noch verständnisvoll über das unglaubliche Pech des ehemaligen Nationalspielers schwadronierte, hieß es nach seinem Rückzug aus dem Profisport an den Stammtischen Fußballdeutschlands, aber auch auf den Fluren der Büros nur lapidar: „Psycho-Basti packt’s nicht mehr!“

Erst nach Enkes Tod und der fast schon peinlichen Glorifizierung durch die Medien scheinen die Leute über den Umgang mit den Schwachen der Gesellschaft nachzudenken. Wo gestern noch die Meinung vorherrschte, mal ein wenig schlecht drauf zu sein, sei normal und wenn man sich ein wenig zusammenreiße, dann ginge es schon irgendwie weiter, herrscht heute kollektive Ergriffenheit.

Allerdings befürchte ich, dass diese Betroffenheit nur von kurzer Dauer sein wird. Zu schnelllebig ist unsere Zeit, in zu kurzen Intervallen brechen die Katastrophenmeldungen über uns herein, als das allein der Tod eines Fußballstars das System in Wanken brächte. Robert Enke wird am Jahresende noch einmal bei Günther Jauchs “Menschen ‘09“ auftauchen und dann geht es im neuen Jahr in gewohnter Kälte weiterhin volle Fahrt voraus!

Aber sehen wir es doch auch mal positiv. Wo viel Schatten ist, ist auch viel Licht. So hat sich ein findiger Bestatter in Ottensen ad hoc auf die neue Marktsituation eingestellt und bietet schicke Urnen für Profis und Amateure an.




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Dienstag, 10. November 2009

You are my Naki

„Oooh, mir tun die Augen weh,
wenn ich Glasgow Celtic seh’!”


Das war der erste Schlachtgesang, der mir am Donnerstag nach der Partie in der Nähe der Müllverbrennungsanlage St. Ellingen einfiel. Das lag zum einen an der unterirdischen Spielweise der wohl schlechtesten Celtic-Mannschaft seit Menschengedenken und gleichwohl an der an Körperverletzung grenzenden Farbwahl der Auswärtstrikots. Meine Fresse, wer euch die aufgeschwatzt hat, der hat euch echt derbe verarscht!

Weiterhin sehe ich meine Meinung bestätigt, dass der Glasgower Anhang in Kneipen und auf den Straßen einen wesentlich imposanteren Eindruck hinterlässt, als in der Kurve eines Fußballstadions.

Und so ereignete sich mein persönliches Highlight dann auch bereits vor dem Spiel am S-Bahnhof Sternschanze.

Während ich, umgeben von einigen hundert Schotten, auf den Sonderzug zum Stadion wartete, brach plötzlich eine Hymne an den zweitgrößten 7er der Glasgower Fußballgeschichte aus. „You are my Larsson“, schallte es aus mehr als 200 Kehlen und ein junger, sichtlich verlegener Bereitschaftspolizist fand sich im Blitzlichtgewitter ebenso vieler Handykameras wieder. In der Tat, die frappierende Ähnlichkeit zum einstigen Knipser der Bhoys ist verblüffend.

An dieser Stelle möchte ich euch nicht mit der Geschichte langweilen, wie mein neues Handy mit 5-Megapixel-Kamera nach einem Servicefall auf dem Versandweg zurück nach Hause auf mysteriöse Weise verschwand. De facto musste ich mit meinem alten Handy vorlieb nehmen, und das lieferte keine, es ist mir fast peinlich, besseren Bilder, als diese:


Original & Fälschung
Und dann stand am Freitag noch das Spiel gegen die Fortuna aus Düsseldorf an. Was soll ich sagen, so stell‘ ich mir Fußball vor!

Starkes Spiel, freundschaftliche Stimmung, guter Gegner und exzellenter Auswärtssupport. Das hat auch die verbliebenen Celts mächtig beeindruckt. Allerdings musste man einigen noch die vielen Plakate mit der 23 erklären.


Deniz Naki - Einer von uns!
Foto: magischerfc.de
Die enormen Solidaritätsbekundungen fand ich überwältigend. Und so hat wohl auch das überzogene Strafmaß von drei Spielen Sperre etwas Gutes. Der Junge wird aus der Halsabschneidergeschichte von Rostock nicht nur lernen und daran wachsen, nein, etwas viel Wertvolleres kann daraus resultieren. Nakis riesige Identifikation mit dem FC St. Pauli und der bedingungslose Rückhalt der Fans könnten eventuell mal zu einem entscheidenden Faustpfand werden, wenn es eines Tages um eine vorzeitige Verlängerung seines bis 2012 datierten Kontrakts geht und ein finanzkräftigerer Verein im Hintergrund lauert.

Im Gegensatz zu den vielen anderen jungen Talenten, die derzeit in unserem Kader stehen und mit famosen Leistungen zu überzeugen wissen, sehe ich Naki schon einen Schritt weiter. Deniz gehört schon heute zu den uneingeschränkten Stützen der Mannschaft.

Tja, und wenn er langfristig bei uns bleibt, dann singen wir vielleicht auch mal auf irgendeinem Bahnsteig in Europa:

„You are my Naki!”



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Donnerstag, 5. November 2009

Man hätte sich nicht beschweren können


Rostock? Fand ich gut!

Am Montag war es mal wieder so weit, Rostock stand auf dem Plan. Gegen 14:30 Uhr traf ich mich am Altonaer Bahnhof mit meiner diestägigen Bezugsgruppe. Und nicht zum letzten mal hieß es am heutigen Tage: Warten! Der rote Sonderzug fuhr erst mit einer halbstündigen Verspätung ab. Obwohl es im Zug angeblich für jeden einen Sitzplatz hätte geben sollen, ging ich diesbezüglich erstmal leer aus. Das lag wohl auch daran, dass gefälschte(!) Fahrkarten im Umlauf waren. Wie hohl muss man eigentlich sein, den Fanladen zu bescheißen?

Aber trotz Stehplatz gestaltete sich die Zugfahrt außerordentlich kurzweilig, denn meine Reisegruppe machte ordentlich Ramtamtam. Deshalb gibt’s an dieser Stelle erst einmal einen musikalischen Gruß.

Fand ich gut!


Ab Bad Kleinen dann waren sämtliche Bahnhöfe von der Polizei hermetisch abgesperrt. Trotzdem flogen zwischen Rostock Hauptbahnhof und Parkstraße ein paar Steine gegen unseren Zug und dabei ist dann auch mindestens eine Scheibe zu Bruch gegangen.

Am Bahnhof Parkstraße war von den Rostockern weit und breit nichts zu sehen. Die Polizeischeinwerfer tauchten den leeren Bahnsteig, mal abgesehen von einigen Bullen im Gleisbett war außer uns niemand da, in ein gespenstisches Licht. Allerdings legte sich meine anfängliche Anspannung rasch, denn es war mal wieder Beine in den Bauch stehen angesagt. Unsere Verspätung in Altona hatte aber die positive Konsequenz, dass wir diesmal nicht allzu lange auf den zweiten Zug warten mussten.

Wie auch im restlichen Verlauf des Abends ging das Konzept der strikten Fantrennung auf dem Weg zum Stadion komplett auf. Obwohl bereits hier das ein oder andere Bengalo brannte und ein paar Knaller explodierten, bewahrten die Bullen die Ruhe und griffen nicht ein. Das habe ich in der Vergangenheit in vergleichbaren Situationen wahrlich schon anders erlebt und man hätte sich über ein rigoroseres Einschreiten nicht beschweren können. So verhinderte die Exekutive eine frühere Eskalation, und das war gut so!


Der Marsch zum Stadion
Foto: Stefan Groenveld
Am Stadion angekommen hieß es mal wieder, ihr ahnt es, warten. Nach einer geschlagenen Dreiviertelstunde nahm sich dann endlich ein Ordner meiner an und filzte mich so gründlich, wie ich es mir zuvor mein Lebtag noch nicht widerfahren ist. Umso verwunderlicher, was es trotzdem alles an Pyrotechnik in den Gästeblock schaffte. Aber dazu später mehr.

Was es dann im Stadion an Obszönitäten zu bestaunen gab, seht ihr hier.

Das ganze gipfelte in einer an „Geschmacklosigkeit nicht zu toppende Anspielung auf den in Aachen verunglückten St. Pauli-Fan“, wie eine Hamburger Boulevard Zeitung am folgenden Tage schrieb. Fast richtig, es sei denn, man zeigt das Foto des leblosen Körpers auf der Titelseite, um die Auflage zu steigern und die Sensationslust einiger Perverser zu befriedigen.

Zum sportlichen Teil auf dem Rasen gibt es in der ersten Halbzeit eigentlich nicht viel zu sagen. In einer zerfahrenen Partie, bei der man einen Einwurf in der gegnerischen Hälfte schon als Erfolg werten musste, hatte Hansa mit einem Lattenkracher und zwei knapp am Tor vorbeirauschenden Bällen noch die weitaus besseren Chancen. Auf der anderen Seite vergab Bruns, allein vor Keeper Walke, kläglich. Und so hätte man sich abermals nicht beschweren können, hätte es zur Halbzeit bereits 2-0 für die Gastgeber gestanden.

Im zweiten Spielabschnitt blieb es bis zum Freistoß in der 76. Minute beim gleichen Bild. „Jetzt ein schöner Freistoßtrick und dann wichst Lehmann das Ding rein“, raunte ich meinem Nachbarn noch zu, als die Kugel auch schon im Giebel einschlug.

Jaaaaaa! Jetzt gab’s kein Halten mehr, der Block explodierte, die Luft brannte!

Zugegebenermaßen stehe ich persönlich aus atmosphärischen Gründen auf Bengalos und halte das Verletzungsrisiko für vertretbar, solange die Dinger auf dem Boden bleiben. Aber das ist nur meine Meinung. Faktisch sind und bleiben Bengalos verboten und führen in der Regel zur Bestrafung unseres Vereins. Da wird man als Fan auch mit den besten Argumenten immer den Kürzeren ziehen. Überhaupt keine Diskussion darf es indes über das Werfen von Vogelschreck in eine Menschenansammlung geben. Wie die verletzte Ordnerin zeigt, wird es eben nicht zwingend schon die Richtigen treffen. Dabei ist ein Knalltrauma noch eine der harmloseren Verletzungen, die diese Vollidioten dabei in Kauf nehmen. Weiterhin hätte spätestens diese Aktion die Bullen berechtigt, den Block zu stürmen. Da hätte sich niemand beschweren können.

Wenn man diesem Vorfall überhaupt etwas Positives abgewinnen kann, dann ist es die Erkenntnis, dass im Gegensatz zu den Geschehnissen in Bremen wenigstens der Selbstregulierungsprozess im Block zu funktionieren schien.

Wahrscheinlich hätten sich die Gemüter im Stadion einigermaßen beruhigt, hätte anschließend nicht Deniz Naki zu seiner großen Performance angesetzt. Nachdem er die Kogge durch seinen Treffer zum 2-0 endgültig versenkt hatte, ließ er sich zu der viel diskutierten Halsabschneider-Geste hinreißen. Mein Gott, der Junge ist gerade mal 20 und eben sehr heißblütig. Sicher ist das Ganze grenzwertig, aber drei Spiele Sperre für ein Vergehen, für das Gerald Asamoah vor zwei Jahren leer ausging, finde ich doch ein bisschen zu hart.

Geradezu lächerlich mutet es an, die Geschichte als „eine der schlimmsten Entgleisungen in der Geschichte des deutschen Fußballs“ zu bezeichnen und Naki indirekt für die anschließende Randale des Rostocker Pöbels verantwortlich zu machen. Seit wann liegt es überhaupt im Aufgabenfeld der GdP als Chefankläger für Sportvergehen aufzutreten? Kümmert euch gefälligst um eure eigene Scheiße! Sorry, das musste mal raus.

Manch einer mag mir jetzt Political Incorrectness vorwerfen, aber nach dem Abpfiff die Flagge in das eroberte Territorium zu rammen, fand ich einfach nur weltklasse!


Beim Verlassen des Stadion unkte noch jemand, dass es jetzt ja deutlich schneller ginge als beim Einlass. Pustekuchen! Am ersten Zaun war Schluss. Es hieß mal wieder…

…Warten!

Diesmal dauerte es über ein Stunde, bis die Staatsmacht den Weg zum Bahnhof vom Rostocker Abschaum gesäubert hatte und wir uns endlich auf den Heimweg machen konnten. Bei Regen und mit einer Niederlage im Gepäck wäre ich im wahrsten Sinne des Wortes angepisst gewesen. So aber will ich mich mal nicht beschweren.

Und dann war da auf der Rückfahrt noch die Schwäbin im kompletten Totenkopf-Outfit (Käppi, Schal, Sweater) in meinem Abteil, die mich fragte:

„Ach, gehscht am Donnerschtag zu Schältick?“

Klar gehe ich heute zu Celtic und morgen zu Düsseldorf und egal was auch passieren mag, richtig schlecht kann diese Woche gar nicht mehr werden.

Rostock? Fand ich gut!




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