Dienstag, 25. August 2009

Da hört der Spaß auf!

Als ich heute Morgen noch völlig verschlafen zum Briefkasten taperte, da fuhr mir der Schrecken in alle Glieder.
Kein Schrieb vom Finanzamt flatterte mir ins Haus, noch drohte mir der Vermieter oder der Arbeitgeber mit Kündigung.

Nein, der neue Bezahlsender „Liga total!“ drohte mir ganz unverhohlen mit dem Slogan “HSV is coming home.”

Liebe Sportsfreunde, irgendwo hört der Spaß auf! Das geht eindeutig unter die Gürtellinie und ist jenseits des guten Geschmacks.

Meine Tür jedenfalls bleibt für euch auf immer und ewig fest verriegelt!



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Donnerstag, 20. August 2009

Punk is Not Dead

Ungläubig rieb ich mir am Montagabend immer wieder die Augen. Hat man so eine Darbietung wie auf dem neuen Tivoli schon mal erlebt? Jedenfalls kann ich mich nicht an einen solchen Auftritt auf des Gegners Platz erinnern.

Damit wäre dann wohl auch eindeutig geklärt, dass auf meinem Urin Verlass ist. Wenigstens ein hochverdientes Unentschieden hatte ich letzte Woche prognostiziert. So wäre es vielleicht auch gekommen, wenn in der ersten Viertelstunde Matze Hain nicht in so bravouröser Manier die beiden Aachener Großchancen vereitelt hätte, wie ich es ihm ehrlich gesagt kaum noch zugetraut hätte. Was dann kam, beschrieb der „Sky“-Kommentator, deutlich untertrieben, nur noch als wundervollen Fußball.

Vielleicht sollte ich meine Harnflüssigkeit auf Flaschen ziehen und als Weihwasser zur Salbung des Totenkopfes teuer veräußern. Wer sich jetzt fragt, was für einen Schwachsinn ich hier gerade verzapfe, der liefert ein eindeutiges Indiz dafür, dass er gestern nicht der Welt bestes Fanzine erworben hat. Schämt euch was! Aber ich will mal nicht so sein und liefere euch, sofern ihr hoch und heilig Besserung gelobt, hier mal den Link zu meiner Kolumne im Übersteiger.

Da ich diesem fantastischen Anschauungsunterricht in Sachen Fußballkunst leider nicht persönlich beiwohnen konnte, lasse ich an dieser Stelle meinen langjährigen Kumpel Hinz seine Eindrücke vom Montag Revue passieren.

Zu Gast in Block N1

Was war passiert? Kurz nach Beginn der dritten Halbzeit verstummte der Jubel abrupt. Die Leute auf den hinteren Reihen in Block N1 des neuen Aachener Tivolis bekamen erst gar nicht recht mit, was passiert war. Doch in wenigen Sekunden sprach sich herum, was passiert war: Mini war mehrere Meter in die Tiefe gestürzt.

Die Fans, die bereits nach dem Kantersieg das Stadion verließen, mussten nur wenige Meter an dem leblos wirkenden Körper vorbei – Fassungslosigkeit.

Wie konnte es dazu kommen? Nach dem fulminanten Halbzeitstand von 4-0 für uns war kein Halten mehr. Die zweiten 45 Minuten wurden zu einer einzigen Party. Immer und immer wieder wurde der Gassenhauer

“Hier am Tivoli
Siegt der FC St. Pauli
Alemannia
Ihr verliert, das ist doch klar!“

geschmettert.


Reichlich Bier und auch andere Glücklichmacher steigerten die Laune zusätzlich. Die Aachener Fans in den benachbarten Blöcken wurden auf ihren Schalensitzen immer kleiner.

Vor allem in den ersten Reihen - des viel zu klein geratenen Stehplatz-Gästebereichs – wurde ekstatisch gefeiert. Freier Oberkörper, noch mehr Bier, Pogo pur – geil. Zu keiner Zeit, soweit ich es verfolgen konnte, schritt einer der anwesenden Ordner ein. Sie ließen das braun-weiße Partyvolk machen.

Eigentlich eine gute Sache, doch irgendwo ist der Spaß vorbei. Da sind mir ein paar Spaßverderber lieber, als dass ein Fan auf der Intensivstation landet. Sicher: Auf die Balustrade zu klettern ist verantwortungslos – und wenn es sich nur um Sekundenbruchteile handelte, war der Sturz nicht zu verhindern. Doch warum hat die Fans keiner darin gehindert überhaupt auf die Betonwand zu klettern?

So fragten sich auch Aachener-Fans auf dem Heimweg, wie konnte es dazu kommen? Warum haben unsere Ordner nichts gemacht?

Eins war auf allen Seiten ganz schnell klar: Fußball ist wirklich nur eine Nebensache. Den Aachener Fans war die eigene Klatsche plötzlich ziemlich egal und wir konnten uns über die Fußball-Gala von Stanis Männern kaum freuen.

PS: Wann lernen die Verantwortlichen in anderen Klubs eigentlich, dass auch die Fans gegnerischer Mannschaften ein Anrecht auf wirklich vernünftige Plätze haben? Zwar haben die Aachener ein beeindruckendes Stadion im englischen Stil ohne Rang, doch können nur die Gäste in den ersten Reihen das ganze Spielfeld sehen. Der Rest starrt auf eine Betonwand anstatt auf die Eckfahne.



Als ich am Dienstagmorgen von Minis tragischen Unfall hörte, hatte ich sofort unweigerlich die Bilder von Nils‘ entsetzlichen Absturz vor Augen. Warum müssen solche Dinge immer wieder passieren? Warum lassen sich diese Tragödien nicht verhindern?

Sven Brux stellte dazu richtig fest, dass es hundertprozentige Sicherheit nicht geben könne, wenn jemand betrunken oder leichtsinnig oder gar beides sei.

Aber was wäre die Alternative? Wollen wir jetzt alle vernünftig werden? Wollen wir nach so einem historischen Sieg lediglich dezent Beifall klatschen, als ob Tommy Haas gerade eine knappe Erstrundenniederlage am Rothenbaum kassiert hätte, während wir uns in den Satzpausen mit S.Pellegrino erfrischt hätten?

Nein, wir werden weiter die Kurven der Republik rocken!

“Heute knallen wir uns zu mit Marihuana
Tonnenweise THC für St. Paulianer
Hektorliterweise Bier
Für eine Kurve außer Kontrolle!“


Sankt Pauli ist Punk, und…

Punk is Not Dead!


Übrigens haben wir in der Saison 2000/01 schon mal in einem Auftaktspiel doppelt so viele Toren wie Rot-Weiß Ahlen geschossen und das zweite Spiel mit 5-0 gewonnen. Auch im dritten Spiel schossen die Gastgeber seinerzeit zwei Tore. Dass wir damals beim Reutlinger 2-0 Heimsieg mit leeren Händen vom Platz gingen und so zum gleichen Zeitpunkt einen Zähler weniger auf der Habenseite hatten, soll jetzt nur mal am Rande erwähnt sein.
Was in jener Spielzeit mit einer weitaus weniger spielstarken Mannschaft unterm Strich herauskam, weiß wohl noch jeder von euch…



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Sonntag, 16. August 2009

Warten auf die Ernüchterung


Irgendetwas scheint faul im Staate Dänemark
Irgendwie kommt mir die ganze Harmonie der letzten Wochen doch recht spanisch vor. Zumal aktuell ja fast nur negative Dinge wie ETA-Bomben oder Schweinegrippe von der iberischen Halbinsel auf uns hernieder prasseln.

Los ging es schon mit Beginn der Sommerpause. Zuallererst präsentierte man uns mehr als adäquaten Ersatz für die scheinbar ach so unabkömmlichen Abgänge. Dabei scheinen alle Neuen echte Volltreffer zu sein. Rückkehrer Takyi wird mit Sicherheit motivierter auftreten, als der „geniale“ Lude und Matze Lehmann wird garantiert nicht sooft ausfallen, wie der tschechische Edeltechniker mit Nationalmannschaftsambitionen Filip Trojan, der nebenher bemerkt, natürlich verletzungsbedingt, schon wieder die Vorbereitung nicht mitmachen konnte. Jede Wette, der kommt in Mainz in dieser Spielzeit auf keine fünfzehn Pflichtspieleinsätze.

Damit auch wirklich nicht der geringste Anflug von Skepsis aufkommt, ersetzte man die beiden Super-Youngster Hoilett und Sismanoglu durch Kruse und Naki. Wenn ich da mal nach meinen Eindrücken aus den ersten Spielen urteile, dann haben wir uns sogar hier qualitativ verbessert. Und dazu taucht quasi aus dem Nichts noch ein gewisser Nils Pichinot, der mich ob seiner ersten Auftritte unweigerlich an den jungen Ivan Klasnic erinnert.

Als ob ich als leidgeprüfter St. Pauli-Fan mit soviel sportlicher Zuversicht nicht schon genug überschüttet wäre, musste ich weiterhin eine positive Nachricht nach der anderen vernehmen.

Nach dem Überfall auf das „Jolly Roger“ stellte sich die Führungsebene tatsächlich erstmal geschlossen hinter seine Anhänger und verlangt eine lückenlose Aufklärung der Vorfälle.

Hat da wohl endlich mal jemand was begriffen?

Noch vor der Winterpause soll der Stadionumbau mit der Erneuerung der Haupttribüne fortgesetzt werden.

Kann das trotz der globalen Finanzkrise wirklich wahr sein?

Auf den allerletzten Drücker präsentierte der Verein mit der rumänischen „Renault“-Tochter „DACIA“ tatsächlich noch einen zumindest aus finanzieller Sicht akzeptablen Trikotsponsor.

Haben wir da tatsächlich das Optimum aus der prekären Situation rausgeholt?

Sportlich sind wir trotz ausbaufähiger Leistung im Pokal eine Runde weiter. In der Liga wurden wir obgleich eines individuellen Fehlers nicht um den Lohn der Mühen gebracht und haben das erste Heimspiel durch ein Tor in der Nachspielzeit doch noch gewonnen.

Darf man das als einen gelungenen Saisonauftakt bezeichnen?

Zu allem Überfluss schneite am Freitag dann die Nachricht herein, dass der Verein gegen den 30(!)-jährigen Knebelvertrag mit „Upsolut“ in die Offensive geht.

Werden wir tatsächlich bald nennenswerte Einnahmen aus dem Merchandising einstreichen?

Irgendetwas scheint faul zu sein im Staate Dänemark! Normalerweise müsste es morgen bei der Einweihungsparty des neuen Tivoli eine derbe Klatsche mit wenigstens drei Toren Unterschied geben und sich endlich die in all den Jahren liebgewonnene Ernüchterung einstellen.
Allerdings sagt mein Urin mir etwas anderes. Da lehne ich mich heute mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass wir in Aachen mindestens ein hochverdientes Unentschieden holen.

Da wir bis zur Klärung der Frage, ob meinen gelben Nierenausscheidungen tatsächlich zu trauen ist, aber noch mindestens bis Montagabend warten müssen, kommt hier nochmal der Torjubel zum 2-1 gegen Ahlen aus der Südkurvenperspektive!


Übrigens haben wir am 12. August 2000 schon mal ein Saisonauftaktspiel mit doppelt so vielen Toren gegen Rot-Weiß Ahlen gewonnen. 3-6 lautete damals das Endergebnis im Wersestadion. Und was in jener Saison mit einer weitaus weniger spielstarken Mannschaft am Ende herauskam, weiß wohl noch jeder von euch…



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