Montag, 18. Oktober 2010

Linke Spießer

Drei Wochen war mein Rechner krank,
jetzt läuft er wieder – Gott sei Dank!

Und somit habe ich pünktlich zum ersten Heimsieg der Saison endlich mal wieder das zweifelhafte Vergnügen, euch mit meinem obskuren Gedanken zu belästigen.

Um ehrlich zu sein, nervte das Gefasel um die angebliche Heimschwäche ja auch langsam. Denn betrachtet man sich mal unsere bisherigen Gegner, ganz unabhängig von der Tatsache, ob zu Hause oder in der Fremde gespielt wurde, so haben wir mit Ausnahme der Domstädter alle Teams geschlagen, die ich vor der Saison unten erwartet hätte. Andersherum fuhren wir sämtliche Niederlagen gegen Mannschaften ein, mit denen im Vorwege im oberen Tabellendrittel zu rechnen war. Aber auch ohne mir dieser schlüssigen Argumentation wegen selbst auf die Schulter klopfen zu wollen, frage ich mich, ob ich es mir an dieser Stelle vielleicht nicht doch etwas zu leicht mache.

Seit dem Neubau der Haupttribüne habe ich den Eindruck, dass das Millerntor seinen einst gefürchteten Festungscharakter zunehmend verliert. Beim Spiel gegen Dortmund knuffte mir mein Kumpel Marko zum Wiederanpfiff der zweiten Halbzeit in die Seite: „Ey Olli, was ist denn eigentlich da drüben los? Das geht ja gar nicht!“ In der Tat fragte ich mich beim Blick in die untergehende Sonne, ob das Klientel auf den schicken Business-Seats der neuen Tribüne vielleicht gerade die Ultras kopierte und eine Blockade durchzog, um auf die Rechte und Interessen der elitären Schicht aufmerksam zu machen. Habe ich da irgendetwas verpasst? Eventuell kann mich da ja mal jemand aufklären, denn gestern sah es zum Anstoß der zweiten 45 Minuten kaum besser aus. Auch wenn sich normalerweise Wortspiele mit Namen selbst verbieten, aber die Bänke waren wie leer gefegt. Mittlerweile sonnen sich die Prominenten aus Politik und Wirtschaft im Glanze unseres Klubs und tun so, als seien sie schon immer dabei gewesen. Aber die, die wirklich seit Ewigkeiten dabei sind und die Kultur der alten Haupttribüne geprägt haben, werden an den Rand verdrängt.

Irgendwie kann ich mich nicht dagegen wehren, aber mich erinnert das ganze doch sehr stark an die stadtpolitische Entwicklung im Stadtteil. Die alteingesessenen Bewohner werden systematisch vertrieben und stattdessen wundert man sich, dass ganze frischsanierte Häuser leer stehen, bloß, weil ein Vermieter den lächerlichen Spottpreis von 1600,-€ Kaltmiete verlangt. Schön, dass da gestern mal wieder ein Zeichen gesetzt wurde und ein entsprechendes Haus in der Juliusstraße besetzt wurde. Wenn es nicht so bitter wäre, könnte man schon wieder drüber lachen, wie dilettantisch unsere Freunde von der Exekutive anschließend versuchten, sich Zutritt zu verschaffen. Wofür ein halbwegs talentierter Feuerwehr- oder Zimmermann mit der Kettensäge fünf Minuten gebraucht hätte, mühten sich die Experten der Staatsmacht eine geschlagene Dreiviertelstunde ab. Die Spuren des geballten Unvermögens möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten.

Kettensägenmassaker
Derweil feiern sich die grünen Steigbügelhalter aufgrund der großen politischen Erfolge dieser Legislaturperiode selbst. Und zwar auch auf den Businessplätzen und in den Séparées unseres Stadions. Was aber meinen die eigentlich genau, wenn sie davon sprechen, was sie alles erreicht haben?

Moorburg? Elbvertiefung? Stadtbahn? Primarschule? Citymaut?

Und dann wundern sie sich noch, wenn ihnen mal in der Kneipe ein Bier verwehrt wird, dabei bräuchte man doch dringend etwas zum Nachspülen, wenn man soviele Kröten schluckt. Persönlich kann ich da nur noch mit dem Kopfschütteln und muss feststellen, dass das einzige, was die Grünen erreicht haben ist, dass sie für mich auf Jahre hinaus in Hamburg nicht mehr wählbar sind.

Ihr seid nichts als…




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