Sonntag, 30. Januar 2011

Wir sind Sankt Pauli

Oooooooooooh – Aaaaaaaaaaah!
Das nennt man dann wohl ein Feuerwerk, was die Jungs da am gestrigen Sonnabend auf dem Rasen abgebrannt haben. Und wenn ich so alles resümiere, was ich seit gestern gelesen und gehört habe, dann habe ich wohl in der Tat das bisher beste Spiel der Saison verpasst. Aber manchmal gibt es Dinge, die sich eben nicht aufschieben lassen und die einen solch hohen Stellenwert besitzen, dass ich gestern aus privaten Gründen schlichtweg auf ein Heimspiel verzichten musste.

Doch spart euch bitte euer Mitleid, denn der Verzicht macht mich umso hungriger auf kommenden Sonntag. Ich möchte es mal folgendermaßen beschreiben: Stellt euch vor, ihr seid zum „All You Can Eat“ ins Tafelhaus geladen und fastet einen Tag zuvor, um anschließend extra viel verspachteln zu können.

Zwar erklärte mir mein Kumpel Schuller ganz nüchtern, dass das Spiel gegen Gladbach das deutlich wichtigere sei und er sofort unterschreibe, garantiere ihm jemand einen Sieg gegen die Fohlen und dazu einen Punkt gegen die Vorstädter, aber manche Dinge kann ich einfach nicht emotionslos betrachten. Ein Derby gehört für mich definitiv dazu! Daher entgegnete ich ihm, dass ich den Derbysieg ad hoc gegen den Klassenerhalt eintauschen würde.

Ehrlich gesagt, weiß ich aber überhaupt nicht, wieso Fußballfans dauernd auf die Idee kommen, solche Dinge würden in ihrer Macht liegen. Sollten wir Sonntag tatsächlich den ersten Sieg seit 34 Jahren einfahren und am Ende der Spielzeit trotzdem den Gang in Liga 2 antreten müssen, braucht niemand mit dem Finger auf mich zu zeigen. Unterschrieben habe ich nämlich gar nix!

Aber wie auch immer, meine größte Befürchtung liegt eh darin, dass das Spiel wieder zu einer elenden Weichspülerveranstaltung verkommt. Da wird mir jetzt noch übel, wenn ich an den Friedens-Feldzug des Boulevards vor dem Hinspiel zurückdenke. Um es vorweg zu nehmen: Prinzipiell begrüße ich kategorisch jede Aktion, die hilft, Gewalt zu vermeiden. Aber es glaubt doch keiner im Ernst, dass sich irgendwelche Leute, die Stress suchen, davon beeinflussen lassen, dass Ewald aus Kaltenkirchen in Rautenbettwäsche schläft, während sich seine Frau Helga neben ihm in ihr St. Pauli Kissen kuschelt. Die ganze Kampagne hat bestenfalls dazu geführt, dass wir ein Derby gesehen haben, das diesen Namen nicht verdient hat und für das ich mich sogar fast geschämt habe.

Genau deshalb habe ich auch keinerlei Skrupel, die drei Buchstaben „hsv“ verbal mit Fäkalien jeglicher Couleur in Verbindung zu bringen.

Egal wo ihr meinen Blog gerade lest, ob mitten in der Nacht vorm heimischen Rechner oder in der U-Bahn auf dem Smartphone, ob vormittags im Büro oder im Rechenzentrum der Uni, traut euch doch einfach mal ganz leise zu summen:

Wir sind Sankt Pauli – Scheiß hsv!
Na? Ist doch gar nicht so schlimm…

Und jetzt lasst eure Nachbarn, die anderen Fahrgäste, die Kollegen und Kommilitonen mal dezent aufhorchen:

Wir sind Sankt Pauli – Scheiß hsv!

Und jetzt will ich, dass es die ganze verdammte Stadt hört:

Wir sind Sankt Pauli – Scheiß hsv!



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