Sonntag, 9. Januar 2011

Wo unsere Fahne weht…

Es geht nicht mehr um Kompromisse

Neulich fragte mich jemand, ob ich ernsthaft der Meinung sei, es würde irgendwen im Verein interessieren, wenn ich mein Profilbild auf Facebook rot einfärbe. Nein, daran glaube ich in der Tat nicht. Der Grund, weshalb ich es dennoch getan habe, ist der Folgende. Je mehr Leute über rote Profilbilder stolpern, desto mehr Leute fragen sich, was es damit auf sich hat und fangen an, sich für die Hintergründe zu interessieren.

Genau hier liegt der Hase im Pfeffer. Denn leider gibt es immer noch massenhaft Menschen, die die Petition der Sozialromantiker unterstützen würden, sofern sie denn von ihr wüssten. Aber leider lesen einige Leute weder die einschlägigen Blogs oder bewegen sich regelmäßig im Forum. Und da die gängigen Printmedien das Thema nach wie vor relativ klein halten, müssen wir versuchen, die Leute auf anderen Wegen ins Boot zu holen. 3.500 Unterschriften sind wahrlich kein Pappenstiel, aber es ist trotzdem nur ein Bruchteil aller Zuschauer im gesamten Stadion.

Häufig höre ich auch das Argument, die Forderungen der Petition seien zu drastisch formuliert und mit der Androhung von Widerstand entziehe man sich jegliche Basis für konstruktive Gespräche.

Wüsste ich nicht über die Hintergründe, würde ich wahrscheinlich sogar beipflichten. Fakt ist jedoch, dass mehrfach gegen die Leitlinien des Vereins vom November 2009 verstoßen wurde, welche ganz klar herausstellen, dass die Fanszene die Grundlage für die Vermarktungsfähigkeit des Klubs darstellt und somit das eigentliche Kapital des Vereins verkörpert.

Wenn sich nun die Vereinsführung bei Kritik gewissermaßen tot stellt und versucht Dinge einfach auszusitzen, so geschehen beim Kapitel Susis Tittenshow, dann kann in der Fanszene (dem Kapital des Klubs also) schon mal das Gefühl aufkommen, nicht ernst genommen zu werden. Geradezu verhöhnt habe ich mich gefühlt, als dann Sven Brux via Forum die LED-Banner Aktion gegen Mainz versuchte abzuwiegeln, in dem er behauptete, lediglich zehn Leute hätten ihm eine Email zum Thema geschickt und deshalb könne es ja so schlimm gar nicht gewesen sein.

Somit haben nicht die Sozialromantiker, sondern der Verein die Latte für etwaige Kompromisse exorbitant hoch gelegt. Beim Thema LED beispielsweise wäre es für mich durchaus akzeptabel gewesen, wenn vor dem Spiel ein Sponsor XY die Zwischenstände der ersten drei Ligen präsentiert und in der Halbzeit stadtteilbezogene Werbung über die Banner flimmert.

Jetzt aber ist das Kind in den Brunnen gefallen und es geht zuallererst nicht mehr darum, welche Mittelwege gemeinsam beschritten werden können. Zunächst einmal zeigen wir den Vereinsoberen jetzt deutlich auf, mit wem sie es zu tun haben und wer hier bestimmt, was geht und was nicht.


Ganz sicher wird es diesmal nicht ganz so leicht, unsere Forderungen durchzusetzen, wie seinerzeit bei der Verhinderung des Millerntalers. Im Unterschied zu damals geht es diesmal nämlich darum bestehende Einnahmequellen wie Logen oder Business-Seats zurückzubauen. Da geht’s um fest eingeplante Gelder und der Verein kann nicht einfach die Arme heben und sagen: „Okay, okay, dann lassen wir es halt sein!“
Deshalb kommt hier noch einmal mein Apell:

Unterstützt die Sozialromantiker,
Bringt das Thema unter die Leute,
Tragt das Symbol unseres Widerstandes, den Jolly Rouge, hinaus,
Durchwühlt eure Kleiderschränke nach roten Klamotten,
Bastelt Tapeten,
Färbt euch die Haare rot,
Schleppt am Sonnabend rote Luftballons ins Stadion,
Sauft euch rote Nasen an,
Ändert eure Profilbilder auf Facebook
Dichtet Chants, wie ich es beispielsweise mit meinem Kumpel Pixi von den AstraLikern getan habe

Zur Melodie von „My Bonnie is over the Ocean“ singen wir dann:
St. Pauli is always in motion
Kommerzkack, den wollten wir nie
St. Pauli is always in motion
Oh bring back St. Pauli to me

Bring back, bring back
Oh bring back St. Pauli to me, to me
Bring back, bring back
Oh bring back St. Pauli to me

The last time I went to the stadium
Ich dachte St. Pauli sei tot
Doch heut‘ habe ich wieder Hoffnung
Denn überall sehe ich ROT

Bring back, bring back
Oh bring back St. Pauli to me, to me
Bring back, bring back
Oh bring back St. Pauli to me

Lasst euerer Kreativität freien Lauf! Alles, was gefällt und der Sache dient, ist erlaubt! Dieser Widerstand ist vielschichtig und bunt rot! Der FC St. Pauli gehört uns und ist so lebendig, wie lange nicht mehr! Ich habe die Fanszene selten so entschlossen erlebt und bin deshalb voller Zuversicht!

Und dann schaut euch doch noch die Ansage von Dicken beim Festival im Sommer vor knapp 20 Jahren an. Wohlgemerkt war die aktuelle Diskussion damals überhaupt noch nicht absehbar:

Ich verneige mich vor dem Propheten!




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