Samstag, 8. Mai 2010

Nordkorea


Deutet das Omen


WM-SPECIAL im ÜBERSTEIGER #99


Denkt man zurück an die Weltmeisterschaft ’66 in England, dann fällt einem unweigerlich die leidige Diskussion um das sogenannte „Wembley-Tor“ ein. Fast in Vergessenheit geraten ist dagegen die nicht minder spektakuläre Tatsache, dass mit der Demokratischen Volksrepublik Korea, wie Nordkorea sich ironischerweise offiziell nennt, dem wohl restriktivsten totalitären Staat der Gegenwart, bei seiner ersten und bisher einzigen Endrundenteilnahme sensationell der Einzug ins Viertelfinale gelang.
Außergewöhnlich, wenn nicht gar skurril, mutete anno 1966 aber bereits die Qualifikation der Nordkoreaner zur Endrunde an. Ursprünglich sollte Nordkorea mit Australien, Südkorea und Südafrika einen Gruppensieger ausspielen. Dieser wäre dann in einem Halbfinale mit drei weiteren afrikanischen Mannschaften gelandet. Weil der schwarze Kontinent seinerzeit aber mindestens einen festen Startplatz für die WM forderte und deshalb diesen Modus boykottierte, wurde die Regelung hinfällig. Da sich Süd- und Nordkorea nicht auf einen gemeinsamen, neutralen Spielort einigen konnten, zogen die Südkoreaner ihre Anmeldung zurück, während Südafrika wegen der Apartheidpolitik suspendiert wurde. Somit stand die nordkoreanische Elf plötzlich in zwei Endspielen gegen Australien. Beide Spiele fanden aufgrund politischer Schwierigkeiten auf neutralem Boden in Kambodscha statt. Die nordkoreanische Equipe überrollte den Ozeanienmeister mit 9:2 Toren in der Addition und stand damit im Turnier der besten 16 Mannschaften.
Der wohl bis dato größte Außenseiter in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft verlor sein Auftaktspiel gegen die UdSSR standesgemäß mit 0:3. Nach einem überaschenden 1:1 gegen Chile mussten die Nordkoreaner Italien schlagen, was durch einen sensationellen 1:0 Erfolg auch tatsächlich gelang.
Im Viertelfinale wartete Portugal. Auf portugiesischer Seite musste kein geringerer, als der legendäre Eusébio sein ganzes Können in die Waagschale werfen, um mit vier Treffern die frühzeitige koreanische 3:0 Führung in ein 5:3 zu verwandeln.
Bis zum vierten Platz Südkoreas bei der WM 2002 war dies die beste Platzierung einer asiatischen Nation bei einer WM-Endrunde.
Um sich für das diesjährige Turnier in Südafrika zu qualifizieren, durchlief die Nationalmannschaft des wohl unfreiesten Landes der Welt einen komplizierten Modus über vier Runden. Dazu nur soviel: In der ersten Runde wurde die Mongolei mit einem Ergebnis von 9:2 aus Hin- und Rückspiel nach Hause geschickt. 9:2, war da nicht was?
Und während Nordkorea 1966 in der Vorrunde den heutigen Weltmeister eliminierte, wartet heuer mit Brasilien der Titelträger von damals. Ein Omen etwa, das auf eine neuerliche Sensation hindeutet?




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