Donnerstag, 10. Februar 2011

Hoffentlich keine FAKTen

Gastartikel von Schuller

Eigentlich ist meine Grundstimmung durchweg positiv. Wir sind in der Hinrunde in keinem Spiel, auch nicht bei den deutlichen Niederlagen, wirklich haushoch unterlegen gewesen und spielen in der Liga flott mit. In der Rückrunde sind wir noch ohne Niederlage. Sogar die ersten Sonnenstrahlen nach dem kuriosen Derbyausfall kommen durch und man verbucht die Absage unter ärgerlich, aber nicht existenzbedrohend. Mit dem ersten über 90 Minuten wirklich überzeugenden Erstligaspiel im Rücken gehen wir in das Abstiegsduell gegen angeschlagene Gladbacher, und ich habe nicht den Eindruck, dass wir uns noch richtig tief in der Abstiegsregion festsetzen werden. Neben dem Platz wehrt sich die treue Fanschar zumindest teilerfolgreich gegen zunehmend mainstream-taugliches Eventspektakel.
An sich eine bislang rundum positive Erstligasaison.

Da fragt man sich als Leid erprobter Langzeitanhänger unseres Stadtteilvereins schon seit längerem, was die Wundertüte FC St. Pauli wohl noch in petto hätte, um einem die Saison gründlich und nachhaltig zu verhageln.

Montagabend schaute ich nichtsahnend ein Polit-Magazin in der ARD und – Rums! Mitten zwischen die Augen. Zusammenfassend ist auf der Website ist folgendes zu lesen:

„Nach Recherchen von FAKT hat einer der Hauptverdächtigen auch Spieler der aktuellen Erstliga-Mannschaft des FC St. Pauli der Spielmanipulation bezichtigt. Demnach nannte Marijo C. bei seiner Vernehmung die Namen von insgesamt sechs ehemaligen und aktuellen St.-Pauli-Profis.“

Sollte da was dran sein, wäre das durchaus eine Nachricht, die uns den Klassenerhalt und noch einiges mehr kosten könnte. Zudem wäre dann auch mein Grundvertrauen in Verein und Fußballsport endgültig schwer erschüttert.

Mir kommen da spontan zwei Gedanken: Wann fordert endlich der erste einen Mindestlohn für Fußballprofis und warum hat eigentlich das strategische Hin- und Hergebolze einer luftbefüllten Kunststoffkugel in meinem Leben einen derart hohen Stellenwert, vor allem, wenn man von einigen Hauptakteuren derart verarscht wird?

Eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass der Wettskandal bei unserem FC mal zum Thema werden könnte. Andererseits: je geringer das Spielergehalt, desto größer die Versuchung…

Hat vielleicht in Asien jemand vor dem letzten Spieltag auf zwei Aufholjagden nach 0:2 in der Bundesliga und auf eine nach 0:4 sowie die erste Saisonniederlage des Tabellenführers beim Letzten in der Premier-League gesetzt? Derbyabsage in Hamburg als Zusatzzahl? Fast alles kann anscheinend heute gekauft werden. Man beginnt ernsthaft am Fußballsport und seiner eigenen irrationalen Begeisterung dafür zu zweifeln.

Über die Skandalverstrickungen der Herren Schnitzler und Biermann habe ich noch ein wenig großzügig hinweggesehen, da der eine offensichtlich nicht und der andere wohl auch nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte und beide sportlich nicht wirklich relevant für den FC St. Pauli waren.


Sieht man sich aber z.B. die Mannschaftsaufstellung des neu unter Verdacht geratenen Spiels beim FCK an, wer sie nicht mehr im Kopf hat schaue hier, streicht alle Ehemaligen und Teilzeitbeamte, stößt man auf einen erlauchten Kreis von immerhin noch sieben potentiell Verdächtigen, die damals wie heute ihr Brot beim FC verdienten und am 4. Spieltag mal eben so ein Spiel abgeschenkt haben könnten um sich das schmale Gehalt aufzubessern.

Medienrummel, Gerüchte, Verdächtigungen, Beschuldigungen. Unruhe, die am Ende zu Unkonzentriertheit auf dem Platz führt und entscheidende Punkte kostet. Ganz zu schweigen vom Imageverlust des sympathischen Underdogs, bei dem die Spieler zur Not auch umsonst auflaufen würden, nur um sich das braun-weiße Trikot überstreifen zu dürfen. Der über jeglichen Zweifel an Integrität erhabene FC St. Pauli! (Olli: Auf den Imageverlust scheiße ich!)

Die Pressekonferenz von Dienstag war meiner Ansicht nach eine gute, emotionale Reaktion zum richtigen Zeitpunkt. Der Verdacht bleibt jedoch erstmal im Raum und es wird sicherlich nicht leicht, das alles komplett zu verdrängen. Ich hoffe inständig, dass alle Spieler des aktuellen Kaders sauber sind! Im Gegensatz zum VfL Osnabrück sind wir ja auch auf- und nicht abgestiegen – und Samstag schießen wir Gladbach aus der Hose!



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Sonntag, 6. Februar 2011

Stell‘ Dir vor, es ist Derby…




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Sonntag, 30. Januar 2011

Wir sind Sankt Pauli

Oooooooooooh – Aaaaaaaaaaah!
Das nennt man dann wohl ein Feuerwerk, was die Jungs da am gestrigen Sonnabend auf dem Rasen abgebrannt haben. Und wenn ich so alles resümiere, was ich seit gestern gelesen und gehört habe, dann habe ich wohl in der Tat das bisher beste Spiel der Saison verpasst. Aber manchmal gibt es Dinge, die sich eben nicht aufschieben lassen und die einen solch hohen Stellenwert besitzen, dass ich gestern aus privaten Gründen schlichtweg auf ein Heimspiel verzichten musste.

Doch spart euch bitte euer Mitleid, denn der Verzicht macht mich umso hungriger auf kommenden Sonntag. Ich möchte es mal folgendermaßen beschreiben: Stellt euch vor, ihr seid zum „All You Can Eat“ ins Tafelhaus geladen und fastet einen Tag zuvor, um anschließend extra viel verspachteln zu können.

Zwar erklärte mir mein Kumpel Schuller ganz nüchtern, dass das Spiel gegen Gladbach das deutlich wichtigere sei und er sofort unterschreibe, garantiere ihm jemand einen Sieg gegen die Fohlen und dazu einen Punkt gegen die Vorstädter, aber manche Dinge kann ich einfach nicht emotionslos betrachten. Ein Derby gehört für mich definitiv dazu! Daher entgegnete ich ihm, dass ich den Derbysieg ad hoc gegen den Klassenerhalt eintauschen würde.

Ehrlich gesagt, weiß ich aber überhaupt nicht, wieso Fußballfans dauernd auf die Idee kommen, solche Dinge würden in ihrer Macht liegen. Sollten wir Sonntag tatsächlich den ersten Sieg seit 34 Jahren einfahren und am Ende der Spielzeit trotzdem den Gang in Liga 2 antreten müssen, braucht niemand mit dem Finger auf mich zu zeigen. Unterschrieben habe ich nämlich gar nix!

Aber wie auch immer, meine größte Befürchtung liegt eh darin, dass das Spiel wieder zu einer elenden Weichspülerveranstaltung verkommt. Da wird mir jetzt noch übel, wenn ich an den Friedens-Feldzug des Boulevards vor dem Hinspiel zurückdenke. Um es vorweg zu nehmen: Prinzipiell begrüße ich kategorisch jede Aktion, die hilft, Gewalt zu vermeiden. Aber es glaubt doch keiner im Ernst, dass sich irgendwelche Leute, die Stress suchen, davon beeinflussen lassen, dass Ewald aus Kaltenkirchen in Rautenbettwäsche schläft, während sich seine Frau Helga neben ihm in ihr St. Pauli Kissen kuschelt. Die ganze Kampagne hat bestenfalls dazu geführt, dass wir ein Derby gesehen haben, das diesen Namen nicht verdient hat und für das ich mich sogar fast geschämt habe.

Genau deshalb habe ich auch keinerlei Skrupel, die drei Buchstaben „hsv“ verbal mit Fäkalien jeglicher Couleur in Verbindung zu bringen.

Egal wo ihr meinen Blog gerade lest, ob mitten in der Nacht vorm heimischen Rechner oder in der U-Bahn auf dem Smartphone, ob vormittags im Büro oder im Rechenzentrum der Uni, traut euch doch einfach mal ganz leise zu summen:

Wir sind Sankt Pauli – Scheiß hsv!
Na? Ist doch gar nicht so schlimm…

Und jetzt lasst eure Nachbarn, die anderen Fahrgäste, die Kollegen und Kommilitonen mal dezent aufhorchen:

Wir sind Sankt Pauli – Scheiß hsv!

Und jetzt will ich, dass es die ganze verdammte Stadt hört:

Wir sind Sankt Pauli – Scheiß hsv!



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