Montag, 30. November 2009

Stani und Gott,
keine weiteren Fragen!

Trotz mittelschweren Katers und viel zu wenig Schlaf bin ich gestern Morgen mit einem außerordentlich guten Gefühl aufgestanden. Und so kam es, dass ich auf die Frage eines Kumpels nach meinem Tipp antwortete, dass ich von einem klaren Sieg ausginge. Da sich dieser Pedant aber mit einer so unkonkreten Prognose nicht zufrieden gab, ließ ich mich in meinem Brausebrand zu einer 7-0 Ansage hinreißen. Deswegen, aber auch wegen meiner desolaten physischen Verfassung, erntete ich nicht mehr als ein anteilnehmendes Lächeln.

Das Spiel verlief dann eigentlich wie immer in dieser Saison. In den ersten zehn Minuten mussten wir mit mehr oder minder viel Glück die Anfangsoffensive der Unioner überstehen, um dann aus dem Nichts in Führung zu gehen. Und weil wir uns diesmal keinen Platzverweis einhandelten, lief es von diesem Zeitpunkt an gewohnt rund. Wären wir nicht so schludrig mit unseren Chancen umgegangen, es hätte zur Pause schon 5-0 gestanden. Folgerichtig wandelte sich der mitleidige Blick meines Freundes zur Halbzeit dann auch in anerkennenden Respekt.

Hätte die Mannschaft dann, wie sonst auch in dieser Spielzeit, in der zweiten Hälfte noch eine Schippe drauf gelegt, wären die angesagten sieben Dinger wahrlich möglich gewesen.

So aber blieb es bis zum Abpfiff beim letztlich nie gefährdeten 3-0 Erfolg, an dem Jan-Philipp Kalla, nicht zuletzt seines Tores wegen, einen nicht unerheblichen Anteil hatte. Ehrlich gesagt bleibt es für mich ein Buch mit sieben Siegeln, warum sich Schnecke nach seinen schon in der letzten Saison herausragenden Leistungen so häufig im Kader der Zweiten wiederfand. Diese Frage können wohl nur Stani und Gott beantworten. Bei 29 Punkten aus 14 Spielen fehlt allerdings die Legitimation im sportlichen Bereich überhaupt irgendwelche Fragen zu stellen.

Ein paar Worte möchte ich noch zur Leistung der Unparteiischen verlieren. Man mag es meiner subjektiven Sichtweise unterstellen, aber nach meinem Dafürhalten geben sich die Referees jedesmal außerordentlich viel Mühe, nachdem ein mittelschwerer Wettskandal aufgedeckt wird. So gab es an der Leistung der drei Herren in schwarz, gelb trugen sie gestern, wenn ich mich recht entsinne, überhaupt nichts zu beanstanden. Ja, meine Herren, ein paar Scheine weniger im Portemonnaie, dafür ein reines Gewissen und mit stehenden Ovationen in die Katakomben entlassen zu werden, ist doch auch mal ein ganz schönes Gefühl.

Unterm Strich bleibt ein rundum gelungener Sonntagnachmittag und die Erkenntnis, dass Popper Brunne in Berlin sympathische neue Freunde gefunden zu haben scheint.




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Montag, 23. November 2009

Viel Schatten – viel Licht

Viel Unsinniges und wenig Sinniges ist in den vergangenen Tagen zum Thema Depression verzapft worden. Und eigentlich hatte ich nicht auch noch vor, auf diesen Zug aufzuspringen. Nun aber haben wir nach dem tragischen Suizid von Robert Enke mit Andreas Biermann selbst einen Spieler in den Reihen, der unter dieser schlimmen Krankheit leidet und vor einem guten Monat seinem Leben ein Ende setzen wollte.


In einer hochgradig technisierten Gesellschaft, in der es den Menschen zunehmend schwerer fällt, Schritt zu halten, wird jede Verschnaufpause des Einzelnen argwöhnisch betrachtet und als Schwäche ausgelegt.

Gerade im Fußball, aber auch in fast allen anderen gesellschaftlichen Bereichen, sind wir darauf getrimmt, die Schwächen der Anderen gnadenlos auszunutzen. Wie heißt es doch immer so schön? In einem Spiel, in dem keine Fehler passieren, sprich niemand eine Schwäche offenbart, fallen auch keine Tore. Anders ausgedrückt gieren wir an jedem Wochenende danach, dass unsere Mannschaft die Schwächen des Gegners knallhart bestraft.

Enke und Biermann sind wahrlich nicht die ersten prominenten Fußballer, die dem Druck, keinen Fehler machen zu dürfen, nicht mehr standhalten konnten. Das wohl bekannteste, noch lebende Opfer der heimtückischen Krankheit Depression, ist wohl Sebastian Deisler. Während man bei seinen häufigen Knieverletzungen noch verständnisvoll über das unglaubliche Pech des ehemaligen Nationalspielers schwadronierte, hieß es nach seinem Rückzug aus dem Profisport an den Stammtischen Fußballdeutschlands, aber auch auf den Fluren der Büros nur lapidar: „Psycho-Basti packt’s nicht mehr!“

Erst nach Enkes Tod und der fast schon peinlichen Glorifizierung durch die Medien scheinen die Leute über den Umgang mit den Schwachen der Gesellschaft nachzudenken. Wo gestern noch die Meinung vorherrschte, mal ein wenig schlecht drauf zu sein, sei normal und wenn man sich ein wenig zusammenreiße, dann ginge es schon irgendwie weiter, herrscht heute kollektive Ergriffenheit.

Allerdings befürchte ich, dass diese Betroffenheit nur von kurzer Dauer sein wird. Zu schnelllebig ist unsere Zeit, in zu kurzen Intervallen brechen die Katastrophenmeldungen über uns herein, als das allein der Tod eines Fußballstars das System in Wanken brächte. Robert Enke wird am Jahresende noch einmal bei Günther Jauchs “Menschen ‘09“ auftauchen und dann geht es im neuen Jahr in gewohnter Kälte weiterhin volle Fahrt voraus!

Aber sehen wir es doch auch mal positiv. Wo viel Schatten ist, ist auch viel Licht. So hat sich ein findiger Bestatter in Ottensen ad hoc auf die neue Marktsituation eingestellt und bietet schicke Urnen für Profis und Amateure an.




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Dienstag, 10. November 2009

You are my Naki

„Oooh, mir tun die Augen weh,
wenn ich Glasgow Celtic seh’!”


Das war der erste Schlachtgesang, der mir am Donnerstag nach der Partie in der Nähe der Müllverbrennungsanlage St. Ellingen einfiel. Das lag zum einen an der unterirdischen Spielweise der wohl schlechtesten Celtic-Mannschaft seit Menschengedenken und gleichwohl an der an Körperverletzung grenzenden Farbwahl der Auswärtstrikots. Meine Fresse, wer euch die aufgeschwatzt hat, der hat euch echt derbe verarscht!

Weiterhin sehe ich meine Meinung bestätigt, dass der Glasgower Anhang in Kneipen und auf den Straßen einen wesentlich imposanteren Eindruck hinterlässt, als in der Kurve eines Fußballstadions.

Und so ereignete sich mein persönliches Highlight dann auch bereits vor dem Spiel am S-Bahnhof Sternschanze.

Während ich, umgeben von einigen hundert Schotten, auf den Sonderzug zum Stadion wartete, brach plötzlich eine Hymne an den zweitgrößten 7er der Glasgower Fußballgeschichte aus. „You are my Larsson“, schallte es aus mehr als 200 Kehlen und ein junger, sichtlich verlegener Bereitschaftspolizist fand sich im Blitzlichtgewitter ebenso vieler Handykameras wieder. In der Tat, die frappierende Ähnlichkeit zum einstigen Knipser der Bhoys ist verblüffend.

An dieser Stelle möchte ich euch nicht mit der Geschichte langweilen, wie mein neues Handy mit 5-Megapixel-Kamera nach einem Servicefall auf dem Versandweg zurück nach Hause auf mysteriöse Weise verschwand. De facto musste ich mit meinem alten Handy vorlieb nehmen, und das lieferte keine, es ist mir fast peinlich, besseren Bilder, als diese:


Original & Fälschung
Und dann stand am Freitag noch das Spiel gegen die Fortuna aus Düsseldorf an. Was soll ich sagen, so stell‘ ich mir Fußball vor!

Starkes Spiel, freundschaftliche Stimmung, guter Gegner und exzellenter Auswärtssupport. Das hat auch die verbliebenen Celts mächtig beeindruckt. Allerdings musste man einigen noch die vielen Plakate mit der 23 erklären.


Deniz Naki - Einer von uns!
Foto: magischerfc.de
Die enormen Solidaritätsbekundungen fand ich überwältigend. Und so hat wohl auch das überzogene Strafmaß von drei Spielen Sperre etwas Gutes. Der Junge wird aus der Halsabschneidergeschichte von Rostock nicht nur lernen und daran wachsen, nein, etwas viel Wertvolleres kann daraus resultieren. Nakis riesige Identifikation mit dem FC St. Pauli und der bedingungslose Rückhalt der Fans könnten eventuell mal zu einem entscheidenden Faustpfand werden, wenn es eines Tages um eine vorzeitige Verlängerung seines bis 2012 datierten Kontrakts geht und ein finanzkräftigerer Verein im Hintergrund lauert.

Im Gegensatz zu den vielen anderen jungen Talenten, die derzeit in unserem Kader stehen und mit famosen Leistungen zu überzeugen wissen, sehe ich Naki schon einen Schritt weiter. Deniz gehört schon heute zu den uneingeschränkten Stützen der Mannschaft.

Tja, und wenn er langfristig bei uns bleibt, dann singen wir vielleicht auch mal auf irgendeinem Bahnsteig in Europa:

„You are my Naki!”



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