Montag, 14. März 2011

Derbysieger auf ewig
und drei Tage!

Klar, habe ich vor ein paar Wochen behauptet, den Derbysieg sofort gegen den Klassenerhalt eintauschen zu wollen. „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?“, könnte ich den Altbundeskanzler Konrad Adenauer jetzt zitieren, wenn ich versuche, mich aus der bedrückenden Tristesse zu befreien, die das aktuelle sportliche Vakuum erzeugt. Aber so tief bin selbst ich noch nicht gesunken, als das ich mich auf konservative Politiker berufen würde.

Gewiss, es sind noch acht, vielleicht gar zehn Spiele zu spielen, bis ein Abstieg endgültig feststünde. Und vielleicht ist es in der Tat ein wenig früh, sich ein solches Szenario auszumalen. Andererseits frage ich mich schon, gegen wen wir noch die nötigen Punkte einfahren sollen, wenn es zu Hause nicht mal gegen Lackschuh-Brunos Trümmertruppe langt. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass mit Rothenbach, Morena, Zambrano und Oczipka mal eben eine komplette, Bundesliga-taugliche Abwehrreihe bis zum Saisonende ausfällt. Wenn dann noch ein weiterer Leistungsträger wie Matze Lehmann gelbbedingt fehlt, dann kriegen wir solch eine Situation mit dem aktuellen Kader einfach nicht kompensiert. Fakt!

Da behaupte ich jetzt mal kackfrech, dass wir mit etwas mehr Erfahrung in der Hintermannschaft von ansonsten superharmlosen Schwaben keine zwei Dinger aus 30 respektive 20 Metern gefangen hätten.


Aber auch vorne geht momentan einfach zu wenig. Ein Tor aus den letzten vier Partien mutet sich, gelinde gesagt, erbärmlich an.

Also sehen wir den Tatsachen doch einfach ins Auge und schauen mal nach dem Positiven, das ein potenzieller Abstieg in die Zweitklassigkeit mit sich bringen würde. Zumal sich der FC St. Pauli laut Aussage der Vereinsführung ja langfristig unter den Top 25 der Republik etablieren soll, wäre der Gang in die zweite Liga wohl kein Beinbruch. Wenn ich da nicht ganz falsch gerechnet habe, können wir somit auch locker mal das ein oder andere Jahr im oberen Drittel des Unterhauses verweilen.

Zunächst einmal müssten wir nicht mehr so häufig in diesen widerwärtigen Kommerztempeln à la München oder Schalke antreten, um uns von Firma „Leck mich sonstwo“ den nächsten Einwurf präsentieren zu lassen.

So geht’s da nämlich in etwa ab!
Zweitens könnten wir sämtliche Jolly Rouge Transpis, Fahnen und Klamotten aufheben, um sie bei jedem Montagsspiel den interessierten DSF Sport1-Zuschauern zu präsentieren. Die Bilder lassen sich im Fernsehen nämlich nicht so einfach wegregulieren und ignorieren, wie der Ton. Das hätte eine deutlich imposantere Wirkung, als der bekackte zwanzig-minütige Stimmungsboykott, den man selbst als Eingeweihter, der genau darauf Acht gibt, kaum wahrnimmt.

Weiterhin könnte Naki mal wieder unsere Fahne in das eroberte Territorium an der Ostsee rammen. Für mich nach wie vor einer der schönsten Momente in meinem Dasein als Fußballfan.

Ach war das herrlich!
Als bekennender Querulant wäre ich auch wirklich gespannt, ob sich im Falle eines Abstieges die Business-Seats noch immer wie geschnitten Brot verkauften oder sich ein Rückbau selbiger aus Mangel an Interesse vielleicht ganz von selbst einstellt.

Aber das allerschönste an einem Abstieg wäre, dass die Vorstädter solange keine Chance auf eine Revanche hätten, bis es uns beliebt, wieder aufzusteigen. Bis auf Weiteres blieben wir also aktueller Derbysieger.





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